Kategorie: Blog

Dinge aus meinem Leben; das wirkliche Weblog.

  • Alle Gewalt geht vom Volke aus

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    Ich hatte schon gar nicht mehr daran gedacht, dass ich mich dafür mal freiwillig gemeldet hatte, aber für die Zeit von 2014 bis 2018 bin ich zum Schöffe am Landgericht Frankfurt gewählt worden. Schöffen sind Richter, genauso wie Berufsrichter, und die Legitimation für Schöffen ist, dass alle Staatsgewalt nach Art. 20 (2) GG vom Volke ausgehen soll, auch in der Judikative. Ich werde also in etwa 12 Verfahren pro Jahr recht sprechen, und soweit ich das übersehe, vor allem in Verfahren über Straftaten, für die vier und mehr Jahre Freiheitsvollzug zur Debatte stehen. Bis jetzt war ich nur bei einer Einführungsveranstaltung, bei der mir vor allem eingebläut wurde, nicht zu spät zu kommen, mich abzumelden, wenn ich nicht kann (aber die Hürden dafür sind hoch) und auf keinen Fall irgendwem einen Grund geben, an meiner Unvoreingenommenheit zu zweifeln. Inwiefern ich hier was darüber schreiben könne, werde ich dann sehen, jedenfalls freue ich mich schon sehr darauf!

    Zu den ersten beiden Terminen wurde ich allerdings schon abgeladen, das heißt, man braucht mich (noch) nicht. Fängt ja gut an…

  • Schmalspurbahn im Winter, Vol. 5

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    Ich weiß ja auch nicht, wie ich das mache, aber auch 2014 habe ich es geschafft, am Anfang des Jahres an einer Schmalspurbahn zu sein. Dieses Jahr war das verknüpft mit meinen Silvesterplänen – für diese ging es wie schon vor zwei Jahren nach Zürich. Von dort aus folgte ich meiner Meute, die sich in den Kopf gesetzt hatte, noch ‚etwas in den Schnee‘ zu fahren, in die Schweizer Alpen, was mich dann schließlich nach Grindelwald brachte.

    Grindelwald liegt am Ende einer Zahnradbahn von Interlaken auf etwa 1000 Metern Höhe und am Anfang einer anderen Zahnradbahn auf die Kleine Scheidegg (2000 Meter), von wo aus dann die Jungfrauenbahnen durch den Eiger hindurch bis zum Jungfraujoch fährt (ca. 3500 Meter). In dieser Gegend also gingen wir erst zu acht Schneeschuhwandern, dann zu viert Schlitteln (während die anderen vier Skifahren waren) und dann nochmal beides zu viert.

    Auch wenn es nicht wahnsinnig kalt war (2 Grad auf 2000 Metern Höhe), war es doch ein guter Testlauf für meine neue Winterkleidung, die ich dann später in Norwegen ausprobieren wollte, und überhaupt der erste Schneeurlaub seit ich mich erinnern kann. Schlittenfahren war bisher für mich höchstens vom Feldberg zum Sandplacken, immer am Weg entlang, und alle drei Meter wieder absteigen und weiterschieben. Eine Viertelstunde ununterbrochen schlitteln zu können und dann mit dem Zug hochfahren und nochmal runter, war eine sehr neue und wahnsinnige Erfahrung für mich.

    Ach ja, und Bilder gibt es auch:

    Panoramaansicht von Bussalp und First (Blick nach Norden über das Tal, in dem Grindelwald liegt).
    Ausfahrt von der Kleinen Scheidegg in Richtung Grindelwald.
    Ich war erst ein bisschen überrascht, Güterverkehr auf der Wengernalpbahn zu sehen, aber bei genauerem Nachdenken gibt es eigentlich keine andere sinnvolle Möglichkeit, Dinge auf den und vom Berg zu transportieren.
  • Polarlystur 2014

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    Polarlichter sehen. Endlich. Das war das Ziel des Geburtstagsgeschenk von mir und meiner Restfamilie für meines Vaters letzten, runden Jahrestag. Sowas macht man natürlich am besten in Norwegen, und natürlich fiel gleich die Wahl auf die Nordlichthauptstadt Tromsø. Doch nicht nur einfach Tromsø war angesagt, nein, wir wollten mit dem ältesten Schiff der Hurtigrute, das noch in Betrieb ist (nur noch diesen Winter!) hin- und zurückfahren.

    Die Schiffe von Hurtigruten fahren von Bergen über Trondheim und Tromsø bis Kirkenes und dann zurück. Also ausgemacht: Wir fliegen nach Trondheim, nehmen das Schiff bis Tromsø, bleiben dort bis das Schiff wieder zurück ist und schippern dann runter nach Trondheim, von wo aus wir heimfliegen. Ok?

    Nun ja: Ich will nicht aus Spaß fliegen. Ich mach’s kurz: Bahnfahren nach Skandinavien wird immer schwieriger, besonders am Wochenende, wenn einige der Fernzüge ausfallen (und wir mussten Sonntag morgen in Trondheim sein). Papa und ich sind letzten Endes Freitags in Frankfurt in den ICE nach Kiel (der wegen oberleitungsschadenbedingter Umleitung am Ende 61 Minuten Verspätung hatte), dann planmäßige 1h16′ Umsteigezeit (also real noch 15 Minuten, um vom Bahnhof zum Kai zu kommen) zum Schiff nach Oslo (wir kamen als letzte grade noch pünktlich an Bord). Dort am nächsten Tag dann Zug nach Trondheim. Die drei Frauen kamen da kurz vor uns mit dem Flieger an.

    Die beiden Inseln Søndre Kaholmen und Nordre Kaholmen im Oslofjord.
    Stortinget: Das norwegische Parlament. War im Sommer noch hinter Gerüsten.

    Am nächsten Tag also aufs Schiff. Schlecht: Kein W-LAN verfügbar (obwohl so beworben), und den PrePaid-UMTS-Vertrag, den ich mir in Oslo gekauft hatte, konnte ich nicht selbst aktivieren. Gut: Wir sind auf dem Weg! Sonntag Mittag (12 Uhr) bis Dienstag Mittag (14 Uhr) waren wir auf dem Schiff, bevor wir in Tromsø von Bord gingen und ein geräumiges Appartement bezogen, mit Küche, Wohnzimmer und drei Schlafzimmern. Auf dem Weg tatsächlich schon abends die ersten Nordlichter!

    Begegnung in Rørvik: MS Nordnorge ging grade nach Süden, wir mit der Lofoten (rechts) nach Norden. Die Laterne am Heck der Lofoten ist der Vollmond.
    Die ersten Anflüge von Nordlichtern. Mit bloßen Auge war allerdings kaum Farbe zu erkennen.

    Die Tage in Tromsø verbrachten wir mit Langlaufen (außer UKS für alle das erste Mal auf Skiern), und damit, uns zu wundern, wie viel Uhr es ist (um 15 Uhr muss man sich anstrengen, nicht zu denken, dass es schon 20 Uhr ist, um 22 Uhr muss man sich anstrengen, daran zu denken, ins Bett zu gehen – komisches Gefühl, das). Wir saßen einer Fehlinformation auf, dass es früh morgens besondere Nordlichter geben solle – angeblich habe es eine große Protuberanz auf der Sonne gesehen. Im Nachhinein ist die Quelle sehr fragwürdig, aber trotzdem waren wir alle um 6 Uhr aufgestanden und auf den vereisten Prestvannet gefahren, um zwei Stunden lang in den Himmel zu gucken. Bessere Quellen (=Einheimische) sagten uns dann, dass man morgens sowieso keine Nordlichter sehen würde, weil die dann weiter im Norden seien. Mist.

    Ein beleuchteter (nicht Weihnachts-)Baum am Hafen in Tromsø.
    Blick von dem vereisten Prestvannet beim (fehlgeschlagenen) morgendlichen Versuch, Nordlichter zu sehen.
    Mittagsaussicht aufs Meer. Nein, wirklich, Mittag. Die Sonne ist aber noch hinterm Berg…

    Noch am gleichen Abend wurden wir aber entschädigt, und das über alle Maßen. Deutliche Lichter ließen uns den Bus nehmen; diesmal zur Südspitze der Insel. Hier fanden wir dank OSM einen Aussichtspunkt (an dem wir ansonsten vorbeigelaufen wären) und verbrachten dort etwa eine Stunde mit offenen Mündern, während der Himmel über uns sich ins Zeug legte und unbeschreibliche Anblicke gewährte.

    Nordlicht mit Stativ und mir im Vordergrund. Blick ungefähr in Richtung Süden.
    Blick nach Westen.

    Als das Spektakel nachließ, gingen wir zu einer anderen Bushaltestelle, um noch etwas zu spazieren. Als wir dort ankamen, ging es mit den Nordlichtern weiter, und zwar noch eine Stufe stärker. Hier, am Meer, blieben wir noch etwa eine halbe Stunde, bis wir uns dann wirklich sattgesehen hatten.

    Die Spiegelung der Polarlichter auf dem Meer hat man auch mit bloßem Auge, wenn auch nur schwach, sehen können. Mit 30 Sekunden Belichtungszeit kommt das aber zugegebenermaßen noch ein wenig besser raus.

    Die mittlerweile vier Stunden Helligkeit am nächsten Tag (davon nur etwa 30 Minuten mit hinter den Bergen hervorschauender Sonne) nutzten wir für einen kleinen Spaziergang. Freitags Nachts kam dann das Schiff eine Stunde zu spät (aber wir wurden angerufen und vorgewarnt, sodass wir im warmen bleiben konnten). Auf der Rückfahrt gab es dann ein Eisskulpturmuseum und zwei Nächte lang so starken Seegang, dass ich nicht schlafen konnte (mir wurde nicht schlecht, aber ich konnte einfach nicht einschlafen).

    Riesige Eiskristalle wie diese gab es in Tromsø nach knapp vier Wochen ohne Schnee, aber Temperaturen unter Null, zu Hauf.
    Einen verschneiten Laubwald habe ich bis jetzt selten gesehen; meistens sind noch Tannen oder so dazwischen, aber hier im Norden gibt es eben nur Birken. Unwirklich wirkt das.
    Eisskulpturen in Svolvær. Leider nichts aus einem Block geschnitzt, sondern zusammengesetzt. Nett, aber nicht unbedingt die 10 Euro Eintritt wert.

    Schließlich kamen wir in Trondheim an, Montag morgens um 6 Uhr, wir konnten aber bis 8 Uhr in den Kabinen und bis kurz 10 auf dem Schiff bleiben, sodass wir einen gemütlichen Morgen hatten. Dann gab es noch ein paar Stunden Freizeit – die Frauen gingen shoppen, die Männer eine Runde Trambahn fahren – und dann zum Zug zum Flughafen und zurückgeflogen. (Die Rückfahrtsmöglichkeiten per Bahn und/oder Schiff waren noch bescheidener als die Hinfahrt, daher ließ ich mich breitschlagen.)

    Oh, in Oslo beim Umsteigen sind wir nicht durch die Gangway ins Terminal, sondern mit dem Bus drumherum gefahren. Dann durch das Terminal zum Flug nach Frankfurt im … gleichen Flugzeug wieder.

  • Telefon und Internet: Umziehen oder lieber gleich weinen?

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    Ich bin ja umgezogen. Da ich gerne meine Telefonnummer behalten wollte, konnte ich alte und neue Mitbewohnerinnen davon überzeugen, dass ich den WG-Vertrag bei 1und1 mitnehme. Problem Nummer 1: der gehörte noch offiziell einem ehemaligen WG-Mitglied. Da ich innerhalb einer Großstadt umzog, war in der neuen Wohnung natürlich DSL vorhanden. Es sollte ein Upgrade geben: statt 2000er (oder war’s 6000er?) DSL jetzt ein 50000er-VDSL. FÜr 30 Euro im Monat.

    Am 5. Dezember, 5 Tage nach dem Real-Life-Umzug, beantrage ich den Umzug fürs Telefon, und mein „so schnell wie möglich“ las sich dann als „bitte am 6. Dezember”, wohlwissend, dass dieser Termin nicht eingehalten werden könne.

    Das Nichteinhalten des Termines jedoch veranlasste 1und1 dazu, sich schlecht zu fühlen und mit einen SurfStick für mobiles Internet kostenlos zuzuschicken und mich damit einen Monat lang kostenlos surfen zu lassen (danach 2 Euro pro Tag). Mit immerhin 200 schnellen Megabyte pro Tag – mein Mobilfunktarif bei Mobilcom gibt mir 200 MB pro Monat schnell. Außerdem würde man meine Rufnummer bis zum Umzug auf mein Handy umleiten. Auch kostenfrei.

    Für die Vertragsumschreibung brauchte ich eine Perso-Kopie und eine Unterschrift vom alten Besitzer, gut, die konnte man irgendwie auftreiben. Durch Nachfragen bei der 1und1-Hotline fand ich dann auch heraus, dass ich diese Daten nicht unbedingt per Fax oder Brief (Willkommen zurück in den 80ern) schicken muss, sondern durchaus auch per e-Mail („das ist uns sogar am liebsten!“). Bravo, dann schreibt das doch mal in eure e-Mails rein, anstatt immer nur Fax oder Brief vorzuschlagen.

    Es war dann zwar noch schwer, denen klarzumachen, dass in dem von mir mitgeschickten PDF auf der zweiten Seite auch die Ausweiskopien von mir drin sind, aber das ging dann doch über die Bühne. Enter Problem 2: Die Telekom.

    Ja, in der neuen Wohnung gibt’s DSL, aber das rückt die Telekom nicht an andere Netzbetreiber heraus; sie können eine bestimmte Menge von Netzkontingent für sich reservieren, wenn sie bauen. (Ich habe mich mal darüber geärgert, dass die DB Netz nicht genügend vom Rest des Konzerns getrennt sei und dass der Wettbewerb auf der Schiene darunter sehr leide. Bei der Telekom gibt es nicht mal eine pro-forma-Trennung von Netzbetreiber und Dienstleistungsanbieter, und bei der Bahn gibt es wesentlich mehr als das.) 1und1 bot mir eine Alternative an: Ich könne eine UMTS Surf-Flat haben, ohne Telefon leider, aber, hey! LTE mit 7200 MBit/s. FÜr nur 30 Euro im Monat!

    Genau: 1und1 bietet mir als Ersatz für 50000 MBit/s plus Telefonmitnahme und 30 Euro pro Monat 7200 MBit/s ohne Telefon für denselben Preis an. Ein Siebtel der Leistung. Mir war recht schnell klar, dass das keine Alternative ist. Dankenswerterweise hat 1und1 keine Frist gesetzt, bis zu der ich mich entscheiden müsse. Bei der Hotline wurde mir zugesagt, dass ich eine dreimonatige Sonderkündigungsfrist zum Beantragten Umzugsdatum habe, weil das ja nicht funktioniert habe und ich daran keine Schuld trage. Bis ich irgendwas anderes in trockenen Tüchern habe, wollte ich das Angebot von 1und1 erstmal nicht ausschlagen.

    Was also tun? Die Telekom verlangt 40 Euro im Monat, andere Anbieter helfen mir mit dem DSL auch nicht weiter (und das wäre möglich: Wenn ich einen Vertrag bei der Telekom mache, ohne Mindestvertragslaufzeit, und dann woanders hingehe, muss die Telekom die Leitung, die sie für mich geschaltet hatte, freigeben. Die Kosten, die mir bei der Telekom entstünden, müsste ich aber komplett selbst tragen). Letztendlich kam die Idee auf, auf DSL zu verzichten und statt dessen übers Fernsehen das Internet zu bekommen. Anbieter hier ist vor allem Unitymedia, bei denen wir durch die Mietnebenkosten ungewollt sowieso schon Kunden sind.

    Das Kabelmodem von Unitymedia ist zwar schrottig und kaum konfigurierbar, und Portweiterleitungen habe ich auch nach sechs Wochen noch nicht einrichten können, aber meistens funktioniert das W-LAN mittlerweile recht zuverlässig und das Telefon geht auch. Mit einer neuen Nummer.

    Zwei Tage nach der Online-Bestellung kam das Modem bei uns an, ohne Rechnung, ohne „schön, dass sie sich für uns entschieden haben“-Heuchelbrief, einfach so. Ausgepackt, eingeschaltet, geht nicht. Kundenservice: dauert noch zwei Tage.

    Zwischendurch wieder 1und1: Über die Weihnachtsfeiertage habe ich festgestellt, dass die Rufnummernumleitung auf mein Handy nicht mehr funktioniert. Information von 1und1? Fehlanzeige. Auf Nachfrage wird mir dann erklärt, dass die ja nur für den Umzug geschaltet gewesen sei und der Umzug ja geplatzt ist. Die Nummer ist einfach gar nicht mehr geschaltet, aber drei Monate noch auf mich reserviert.

    Unitymedia schafft es unterdessen immernoch nicht, mal was zu schicken. Vertragsbestätigung oder so. Also, Kundenhotline. Ich schicke Ihnen direkt das Portierungsformular raus. Mehrere Stunden später nochmal angerufen: Ja, das dauert immer, alle unsere Mails müssen durch das Lektorat. Vielleicht hat die Kollegin einen vollen Postausgang, ich schicke es auch nochmal. Am nächsten Morgen hatte ich dann drei Mails mit gleichem Inhalt. Und dann, ein paar Tage später, auch mal einen Brief, in dem das PDFs aus den E-Mails grade ausgedruckt war. Ausgefüllt, unterschrieben, diesmal wirklich als Fax geschickt, und gewartet.

    Mit der Portierung beauftrage ich Unitymedia auch, meinen Vertrag bei 1und1 zu kündigen. Nach zwei Tagen also einen Brief von 1und1 bekommen, dass es ja schade ist, dass ich nicht mehr Kunde sein will, und dass mein Vertrag also fristgemäß zum 5.1.2015 endet, also nach Ende der momentanen normalen Vertragslaufzeit. Jetzt kommt das Meisterstück von 1und1.

    Natürlich kann Unitymedia nicht irgendwelche Sonderkonditionen, die ich bei 1und1 habe, nachvollziehen, also rufe ich bei der 1und1-Hotline an. Dort werde ich eine Stunde lang von Sachbearbeiter zu Sachbearbeiter weitergeleitet, mir wird wahlweise erzählt, eine vorzeitige Vertragsauflösung ginge gar nicht, könne ich nicht beantragen, wäre nicht bekannt, ich müsse Unitymedia die Portierung zurücknehmen lassen und selbst kündigen und vor allem fünf mal: Ich bin nicht zuständig, ich verbinde sie mal weiter. Nummer sechs kann mir dann endlich helfen, schreibt mir eine E-Mail und warnt mich vor, dass ich meine Ummeldebescheinigung werde schicken müssen. Natürlich auch als E-Mail. Direkt vor dem Urlaub habe ich also alles geschafft, und der Portierungstermin fällt in den Urlaub, so dass ich heimkommen müsste und alles(*) funktioniert. (*: außer der Portweiterleitung)

    Natürlich ging es dann erst zwei Tage nach dem Urlaub.

  • Auf nach Niederursel

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    2013 brachte mir zwar ein neues Fahrrad, aber letzten Endes schaffte ich es dieses Jahr nicht, das selbstgesteckte Ziel von 1000 gefahrenen Kilometern zu erreichen. Irgendwie hat die Motivation letztlich nicht gereicht, und so wurden es dann am Ende nur etwas mehr als 800 Kilometer mit den neuen Rad, plus die paarundsechzig mit dem alten Rad. Nun ja, knapp daneben ist bekanntlich ja auch vorbei, und im neuen Jahr gilt wieder das selbe Ziel.

    Um es spannend zu machen, habe ich es mir etwas schwieriger gemacht: Ich bin umgezogen. Nach mehr als fünf Jahren Studenten-WG in Heddernheim wohne ich jetzt in Niederursel — einen Kilometer näher an der Uni. Pro Arbeitstag kriege ich also nur noch etwa 3 Kilometer aufs Rad. Ein siebenstöckiges Hochhaus beherbergt mich und noch jemanden jetzt also in seinem sechsten Stock; vielleicht sollte ich wenigstens eine Strichliste anfangen, wie oft ich nach der Arbeit die Treppe statt den Aufzug nehme.

    Der Umzug an sich ist gut gelaufen; praktisch nichts ist kaputt gegangen. Dafür gab es mehr administrative Probleme: Eine Küche war zwar (relativ) schnell bei IKEA bestellt, sogar noch mit der Family-Card-Rabatt-Aktion Anfang Dezember, aber eine Tür konnte nicht geliefert werden. Naja, man kann ja ein paar Tage drauf warten. Dachten wir. Zwischendurch wollten wir aber den Herd als Standgerät und nicht von IKEA haben. Herde im Internet zu bestellen hat dabei einen Haken: zwar kann man bei allen möglichen Stellen technische Vergleiche zwischen Modelle und dann Preisvergleiche zwischen Anbietern machen, aber wenn man das Gerät geliefert und angeschlossen haben will, bringen einem diese Listen rein gar nichts, da die Kosten dafür sehr weit auseinander liegen – von 50 bis 200 Euro. Meistens zahlt man Lieferung bis an die Bordsteinkante, Lieferung bis zum Aufstellort und Anschluss jeweils einzeln. Und manchmal dann noch mit der Androhung, dass nur angeschlossen werden kann, wenn ich ein nicht näher spezifiziertes passendes Kabel bereithalte. Bezahlen müsste ich das dann natürlich trotzdem. Nun gut, unser Anbieter erschien uns der beste Kompromiss zwischen Gerätekosten und Zusatzgebühren, außerdem war der Herd dort sofort lieferbar.

    Schreiben die. Eine Woche nach der Vorauszahlung, immernoch nichts gehört über einen Liefertermin, frage ich doch mal nach und kriege zur Antwort, dass zwei Wochen Lieferzeit ja gar nicht zu vermeiden wären und das als „sofortige Lieferung“ gelten würde. Nun ja. Die tatsächliche Lieferung war vor Weihnachten und soll, so habe ich mir sagen lassen, gut über die Bühne gegangen sein.

    Zwischendurch füllte sich die neue Wohnung langsam mit heimeligen Dingen, das Sofa aus der alten WG wurde gefärbt, was nicht richtig funktionierte, äh, ich meine natürlich, wir wollten einen künstlerisch wertvollen Batik-Effekt auf dem Sofa haben. Mittlerweile habe ich mich sogar dran gewöhnt. Kleine Kinderkrankheiten der frisch renovierten Wohung wie eine tropfende Zufuhr zum Waschbecken im Bad und ein zu kurzes Abflussrohr in der Küche (es endet hinter dem Putz) waren zwar ärgerlich, aber am Ende heilbar, und der Gutschein für ein neues Set (herdbedingt induktionsgeeignete) Töpfe war bald eingelöst, und so…

    So fiel es natürlich um so mehr auf, dass der für die Töpfe vorgesehene Küchenschrank immernoch keine Tür hatte. Da muss man ja doch noch mal anrufen! Das Problem war schnell gefunden: DHL hatte die Tür einen knappen Monat unterwegs und hat sie dann an IKEA zurückgeschickt. Wir haben nie einen Zettel darüber in unserem Briefkasten oder was anderes. Gut, dass es eine kleine Tür betroffen hat, die wir uns dann direkt bei IKEA abholen konnten. Zusammen mit den beiden Türdämpfern, die das IKEA-Küchenplanungsprogramm wohl vergessen hatte. Küche: fertig.

    Telefon und Internet ist auch fast komplett geklärt, dazu gibt es aber einen eigenen Eintrag.

  • Norge 2013

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    Mach mal Wahlkampfpause. Ich war auch im Urlaub, im Juli, und mindestens Bilder davon wollte ich gerne teilen.

    Zunächst war ich einen halben Samstag und den Sonntag darauf im dänischen Århus, um meine Begleitung abzuholen. Der Weg dahin war schwer – im EuroCity von Hamburg wurde ich etwa 5 mal von meinem Platz vertrieben, weil keine Reservierungen angezeigt wurden und der halbe Zug nach Århus zu einer Segelregatta wollte. Dafür konnten wir uns am Sonntag das große Auslaufen von Segelschiffen jeder Größe im Hafen ansehen.

    Zwei der kleineren Segelschiffe, die in Århus – wie alle Schiffe mit dem Hilfsmotor – aus dem Hafen auslaufen, um dann die Regatta Tall Ship Race nach Helsinki zu bestreiten.

    Dann ging’s mit dem Schiff nach Oslo und nach einer Übernachtung morgens mit dem Zug nach Stockholm. Dort hatten wir erst gutes, dann schlechtes, und am dritten Tag wieder gutes Wetter und ein Zimmer auf dem Schiff Af Chapman an der Insel Skeppsholmen. Stockholm ist, auch wenn es nicht in Norwegen liegt, eine Reise wert. Vielleicht irgendwann auch noch eine.

    Blick aus dem Fenster unserer Jugendherberge in Stockholm: Ein Bullauge im Schiff.
    Blick über Stockholm aus dem Stadhuset.

    Von da aus fuhren wir mit dem Nachtzug nach Trondheim und mit einem Mietauto nach Norden; acht Tage hatten wir, um wieder zurückzukommen. Das Wetter war mäßig; etwa dreieinhalb Tage Regen mit 10-14 °C, drei Tage trocken, aber wolkenverhangen und nicht wärmer und vielleicht insgesamt eineinhalb Tage wirklich gutes Wetter (aber immernoch kalt). Immerhin konnten wir auch einen Tag komplett wandern und zwei sehr ausgedehnte Spaziergänge machen.

    Panoramafoto bei der Wanderung knapp südlich des Polarkreises. Links der Blick nach Schweden (weniger Meter hinter dem See ist die Grenze), rechts in Richtung Meer (was hier aber erst hinter Saltfjellet und dem Gletscher Svartisen liegt).
    Blick von der Fähre auf Lødingen, auf dem Weg von den Vesterålen aufs Festland bei Bognes.
    Diese Berge müssen Teil des Svartisen-Saltfjellet-Nationalparks sein, jedenfalls ist das der Blick nach Süden von der Brücke über den Saltstraumen.

    Von Trondheim aus ging es dann wieder mit dem Zug über Dombås nach Åndalsnes, wo wir für vier Nächte blieben. Ab dem ersten Morgen hatte es auch mit dem Wetter geklappt, und wir hatten endlich das Wetter, das ich mit Norwegen-Urlauben verbinde: 22-26°C und Sonnenschein. Natürlich muss man in dieser Gegend Trollstigen und Geirangerfjord besuchen, wir waren außerdem noch am Mardalsfossen und wanderten aufs Romsdalseggen, wo ich einen der beeindruckensten Blicke diesen Urlaubs gesehen habe.

    Umsteigen in Dombås aus dem Zug rechts, der weiter nach Oslo fährt, in den Zug links, der uns nach Åndalsnes bringen wird.
    Die Trollleiter (Trollstigen) mit Blick nach Åndalsnes (und Kreuzfahrtschiff).
    Blick von der Wanderung am Geirangerfjord nach Geiranger.
    Blick von Dals Nippa auf Geiranger und den dazugehörigen Fjord. Am rechten Hang zum Fjord sieht man die gezackte Straße, oberhalb derer wir vorher gewandert waren.
    Blick von Mølvafjellet in das Romsdal mit Romsdalshornet links und Trollveggen rechts.

    Am Ende ging es dann mit dem „Zug“ zurück nach Oslo, blöderweise allerdings vier Stunden in der Mitte mit Schienenersatzverkehr (blöde Busse!) und dann wieder mit dem Schiff nach Frederikshavn in Dänemark. Und weil das am Vortag noch nicht gereicht hatte, nochmal mitten in Dänemark im Bus zwischen zwei Bahnhöfen; am Endbahnhof hatte dann ein ICE bereitgestanden.

    Sonnenuntergang am Schiff; Blick fast nach Norden.
    Eine Unterbrechung in Dänemark brachte uns vom EuroCity mit dänischem IC3 zum Diesel-IntercityExpress ICE-VT, der uns nach Hamburg brachte.
  • Corporate Twitter – Reprise

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    tl;dr: VGF und RMV haben sich mit mir getroffen, war nett, habe viel verstanden.

    Seit mittlerweile zweieinhalb Jahren nutze ich Twitter, in der Zeit habe ich etwas mehr als 1400 Tweets geschrieben. Kein Tweet hat so viel Resonanz hervorgerufen wie der 1387. (wenn ich richtig gezählt habe), indem ich meinen Blog-Eintrag über die Twitterer bei VGF, RMV und DB beworben habe: Drei Retweets und fünf neue Follower, das ist schon wirklich viel.

    Für mich ist twittern relativ einfach. Ich bin eine Privatperson, und wenn ich nicht irgendwelche Geheimnisse ausplaudere, habe ich meine Tweets nur mit mir auszumachen. Die größte Hürde ist also, dass ich nach zwei Monaten nochmal draufschaue und denke „oh Mann, das war wirklich nicht nötig“. Anders natürlich für Menschen, die beruflich und vor allem für ihren Arbeitgeber twittern – in dessen Namen also. Was hier gesagt wird, lesen typischerweise viele Leute, auch die Chefs, und wenn man etwas twittert, dass nicht der offiziellen Lesart der Geschäftsleitung entspricht, dann hat man ein Problem.

    All das ist so trivial, aber manich muss smich auch daran erinnern. Ebenso offensichtlich ist, dass die Social Media-Leute in einem Verkehrsunternehmen (auch wenn der RMV kein Verkehrsunternehmen im eigentlichen Sinne ist, zähle ich ihn als Unternehmen, das was mit Verkehr zu tun hat, mal dazu) typischerweise nicht Verkehrsexperten sind, sich also bei tiefergehenden Fragen auf ihre Fachabteilungen berufen und verlassen müssen. (Selbst wenn sie Verkehrsexperten wären, müssten sie das, streng genommen.)

    Für mich als Endkunden sind die internen Abläufe meistens nicht zu sehen, was ja auch Sinn macht. Viele Diskussionen sollten daher eigentlich Diskussionen mit den Fachleuten statt den Social Media-Leuten sein, aber ich bin überzeugt, dass man das weder sinnvoll noch produktiv gestalten könnte – und das ist auch vollkommen in Ordnung.

    Nun hatte ich also lauthals (und, wie ich jetzt finde, teilweise recht harsch) Kritik geübt. Aber unerwarteterweise ist die Kritik nicht einfach verhallt und hat vielleicht ein paar Leidensgenossen gefallen, sondern hat VGF und RMV dazu gebracht, mir Gespräche anzubieten über den Artikel, über kleine Ungenauigkeiten in dem, was ich geschrieben habe und über die großen Themen, die ich angesprochen habe.

    Damit hatte ich noch weniger gerechnet als mit der Riesenresonanz der „privaten“ Twitterer, aber dafür hat es mich auch sehr gefreut, einmal die „Köpfe dahinter“ kennenlernen zu können. Ein wenig mulmig war mir schon, besonders das Team des RMV ist ja nicht sehr gut weggekommen, und jetzt wollte die Chefin(!) der Twitter-„Agents“ (die Chefin selbst twittert nicht, die Agents sind die vier, die auf der Twitter-Seite angegeben sind) mit einem ihrer Agents mit mir reden. Ja, die Mail war freundlich und „wir danken für die Kritik“ und so, aber, hey, das sind PR-Leute. Vielleicht würden die sich mir gegenübersetzen und mir erzählen, wie doof ich doch bin, sowas zu schreiben!?

    Nun ja, Augen zu und durch. Zuerst hat mich *sr von @vgf_ffm auf einen KaffeeTee in die Kantine der Stadtwerke eingeladen, und wir haben uns über twitter, die VGF, die Struktur des Nahverkehrs mit VGF, traffiQ, RMV, DB und auch den Busunternehmen unterhalten; vieles von dem, was ich oben geschrieben habe, wurde mir in diesem Gespräch (wieder) bewusst. Es war schön, auch einen kleinen Einblick in seine Arbeit zu bekommen; er erzählte davon, dass er kurz vorher bei Dreharbeiten zu einem kurzen Fernsehfilm über die Sicherheit an Hochbahnsteigen war. Der Beitrag ist mittlerweile bei einem Privatsender über den Äther gelaufen; ich fand ihn zwar grottig, aber das liegt einzig an dem Stil dieser „Infotainment“-Sendung, die den Namen eines der größten Wissenschaftlers missbraucht. Am Tag vor unserem Gespräch hatte die VGF ihr neues Design für ihre Webseite gelauncht, und so haben wir uns noch über TYPO3 ausgetauscht.

    Eine Korrektur / Ergänzung zu dem VGF-Teil brachte es: Die Sache mit der U3/U8 und den zwei Wagen (Fahrgast beschwert sich, dass es nicht drei sind, weil voll) hatte mich vor allem deswegen geärgert, weil die VGF selbst noch im letzten August geschrieben hatte, dass sie das Angebot ausreichend finden würde. Nun ja, auch das konnten wir ausräumen.

    Einen Termin mit RMVdialog zu finden, hat wesentlich länger gedauert; erst gestern kam es dazu. Immerhin haben wir uns, nach meinem Hinweis, dass meine Fahrkarte nur bis Zeilsheim, also nicht bis in den RMV-Hauptsitz in Hofheim, reicht, auf ein Treffen im Café Hauptwache geeinigt. Die Chefin hat /ka mitgebracht, und es wurde mir schnell klar, dass das „wir danken für die Kritik“ wirklich ernst und aufrichtig gemeint war. Wir sind die Dialoge, über die ich geschrieben habe, durchgegangen und haben darüber geredet, was da wo an welcher Stelle schiefgelaufen ist – sowohl in der Kommunikation (auf beiden Seiten, also auch bei mir), als auch RMV-Intern beziehungsweise im tatsächlichen Verkehr. Besonders interessant fand ich, wie viel Struktur hinter dem Twitter-Auftritt steckt. Nun sind die Strukturen hinter RMVdialog eben recht neu, noch nicht komplett eingespielt und auch nicht an jeder Stelle perfekt – Aussagen nach dem Motto „hier haben wir festgestellt, dass das und das nicht gut läuft; deswegen haben wir die Struktur geändert“ kamen öfters. Zwei besonders erwähnenswerte Dinge: Das Team will nicht, dass Tweets mit „Nein“ beginnen. Das kann ich vollkommen verstehen; das ist der Grund für den gelöschten Tweet, über den ich mich geärgert hatte. Zweitens: Ich muss auch selbst genau lesen. Ich finde die 140-Zeichen-Begrenzung bei Twitter ja eigentlich total toll, aber es erfordert eben auch in Dialogen Präzision. Der zweite Tweet, den ich nicht gefunden hatte, existiert noch. Warum hatte ich ihn übersehen? (Oder hatte ich noch einen anderen gemeint?) Vielleicht tauchte er in der einen Dialogansicht nicht mehr auf. Das ist natürlich ärgerlich. Und das mit dem Vectus, aber das schreibe ich gleich. Eine besondere Komplikation des RMV ist auch, dass er eben ein Verbund ist. Viele Fragen betreffen einen der Partner des RMV, von den Verkehrsunternehmen (VGF, DB, Veolia etc) über die lokalen Nahverkehrsorganisationen (in Frankfurt die traffiQ) bis hin zu den Gebietskörperschaften (Städte und Gemeinden). Viele Fragen, die tatsächlich den RMV betreffen, erfordern mindestens eine Ab- oder Rücksprache mit den Partnern. Und Änderungen an Strukturen (nicht nur, aber natürlich vor allem Tarifstrukturen) bedürfen einer Einigung zwischen allen Partnern. Im Allermindesten verlangsamt das die Kommunikation natürlich.

    Wie gesagt, die beiden Damen vom RMV haben auch viel inhaltlich zu den Problemen sagen können. Da ist zum Beispiel der kurze LINT (LINT27) auf der Bahn Richtung Limburg, in dem wir am 1. Mai saßen. Stellt sich heraus, der hätte lang sein sollen und ist wegen einer Fahrzeugstörung am langen Triebwagen eben mit dem Kurzen gefahren. Besser als Ausfall? Alle mal. Da war aber die Frage nach den Fahrgastzählungen. Zählungen macht der RMV nicht, sondern die Verkehrsunternehmen, die dreimal im Jahr dem RMV berichten. Fahrgastzählungen sind aber teuer, und so geht es eben nicht, dass an jedem Feiertag gezählt wird. Nun gut. Dass der ÖPNV in Deutschland und Hessen chronisch unterfinanziert ist, ist nun wirklich nichts, an dem der RMV selbst was ändern kann. Wenn die Landesregierung auch lieber unnötige Regionalflughäfen baut… Anyway, ich habe behauptet, dass RMVdialog versprochen habe, die Vectus auf die Engpässe hinzuweisen, und das war falsch. Machen wir mal einen kleinen Factcheck:

    Das tut mir leid. Wir haben die beschriebenen Engpässe auf der Vectus-Linie an Feiertagen bereits weitergeleitet.

    Offensichtlich wurden die Engpässe weitergeleitet, aber da steht nicht, dass es an die Vectus gegangen sei; natürlich ging es an die zuständige Stelle im RMV. (und außerdem steht da eben „weitergeleitet“ und nicht „hingewiesen“. Wie komm‘ ich nur auf so was?).

    Die Sache mit dem Bus in Kronberg ist extrem unglücklich gelaufen. Ich hatte mich darüber geärgert, dass ich ständig andere Antworten bekommen hatte. Alle drei Antworten waren scheinbar in der ersten internen Antwort an das Twitterteam schon enthalten, das wurde aber nicht klar. Lesson learned: Früher auf Mail umsteigen. Das hat natürlich andere Nachteile (die Antwort ist nicht mehr öffentlich etc), aber irgendeinen Tod muss man sterben. Die Antwort auf die Frage, warum denn 11 Minuten Umsteigezeit nicht reichen würde, steht noch aus.

    Bei der Sache mit der Kurzstrecke gab es wohl tatsächlich eine Fehlinformation, nämlich die mit der Abhängigkeit von dem benutzten Verkehrsmittel. Und selbst das ist nicht komplett richtig; zwischen Hauptbahnhof und Stresemannallee (ich rede natürlich von Frankfurt) gilt die Kurzstrecke in der S-Bahn nicht, nur im Bus. Weil die S-Bahn eben nicht direkt fährt und wesentlich länger als 2 Kilometer unterwegs ist. Gleiches Beispiel zwischen Heddernheim und Römerstadt, nur dass es hier die U-Bahn ist, die den Umweg gegenüber dem Bus fährt. Dass die Verbindungsauskunft und die Tarifauskunft nicht miteinander verbunden sind, ist ein offenes Problem beim RMV, und der Hinweis „Bitte beachten Sie: Lokale Regelungen können zu Fahrpreisabweichungen führen“ ist halt extrem unbefriedigend, wenn ich doch eine RMV-Karte kaufen will. Aber auch hier ist das Problem in der Struktur des RMV, nicht bei RMVdialog zu suchen.

    So. Und jetzt? Mich zu beschweren, dass ich in 2½ Tagen keine Antwort bekommen hatte, war natürlich etwas übertrieben. Ich habe jetzt mehr Verständnis für die Leute „auf der anderen Seite“; mal sehen, wie sich das niederschlägt, wenn es mal wieder einen Konfliktpunkt gibt. Ich hoffe, dass mein Artikel und die Gespräche danach wirklich helfen, die Kommunikation zu verbessern. Die Twitterteams sind aber eben nicht Twitterer wie ich, sondern Sprachrohre für ihren Betrieb, und in gewisser Hinsicht Prügelknaben (und -mädchen). Darum kann man sie wohl nicht beneiden, schon gar nicht aus der Perspektive eines privaten Twitterers. Also, @vgf_ffm und @RMVdialog, schön, dass es euch gibt, schön, dass man mit euch reden kann, viel Erfolg weiterhin. Wir lesen uns!

  • Corporate Twitter

    Original-Post

    tl;dr: VGF twittert super, DB gut, RMV schlecht. Außerdem gibt es eine Reprise zu diesem Artikel.

    Mir liegt da was auf dem Herzen, seit länger schon, und ich wollte schon länger darüber schreiben. Als Bahn- und genereller auch ÖV-affiner, twitternder Mensch aus Frankfurt folge ich bei Twitter den Unternehmen VGF, DB und RMV – also dem lokalen Verkehrsunternehmen, das den kommunalen Schienenverkehr (U- und Straßenbahn) in Frankfurt betreibt und dem alle Haltestellen gehören, dem großen Unternehmen, mit dem ich immer Fernreisen unternehme und das hier einen Großteil des „großen“ Schienenverkehrs, vor allem den S-Bahn-Verkehr, betreibt, sowie den Verkehrsverbund, der den überkommunalen Verkehr koordiniert und bestellt sowie die Preisstruktur festlegt. Als einzige Stelle fehlt für mich die traffiQ, die als Frankfurter Amt die lokalen Linien bestellt, deren Fahrplan festlegt und auch bezahlt.

    Nun begrüße ich es generell sehr, wenn Unternehmen eine Anlaufstelle mit möglichst geringer Beteiligungsschwelle bieten; die drei Unternehmen bilden da keine Ausnahme. Die Qualität der einzelnen Services ist aber sehr unterschiedlich:

    VGF (@vgf_ffm)
    Die Verkehrsgesellschaft Frankfurt twittert schon recht lange, ich glaube, seit kurz nachdem ich selbst damit angefangen hatte. Von den drei Mitarbeitern im Twitter-Team, die ihre Tweets mit „*“ + Kürzel unterschreiben, twittert eine Person sehr selten, und zwischen die Dialogtweets bei Kundenanfragen mischen sich noch automatische Informationen im gleichen Feed.

    Wenn man mit Fragen etwas mehr ins Detail geht, merkt man oft, dass die MarketingÖffentlichkeitsarbeits-Menschen der VGF (Update: Ich habe mich aufklären lassen, dass Marketing in Frankfurt alleinige Sache der traffiQ ist, die VGF daher keine Marketing-Leute hat) nicht vom Fach sind, aber um mit dem Otto-Normal-Kunden auf einer Ebene kommunizieren zu können, ist das ja auch nicht unbedingt schlecht. Allerdings kommt es dann auch schonmal vor, dass man über mehr als zehn Tweets versucht, darauf hinzuweisen, dass an einer Stelle ganz offensichtlich zwei U-Bahn-Typen verwechselt wurden.

    Manchmal habe ich auch das Gefühl, dass man sich bewusst hinter Halbwahrheiten oder Unvollständigkeiten versteckt. Jüngstes Beispiel: Jemand beschwert sich, dass im nachmittäglichen Berufsverkehr auf der Linie U3 nur kurze zwei-Wagen-Züge fahren. Die Antwort der VGF ist, man könne „momentan leider keine längeren Züge auf der Linie U3 einsetzen“. Darauf hingewiesen, dass drei Wagen sehr wohl möglich sind und im Winterhalbjahr auch wirklich fahren, wird dann präzisiert, dass es um die Finanzierbarkeit gegangen sein sollte. Update: Zur Klarstellung noch folgendes: Im August letzten Jahres hat die VGF noch getwittert, dass sie sich „mit der traffiQ einig“ sei, dass die Kapazität auf U3 und U8 ausreicht. Vor diesem Hintergrund fand ich die Antwort suboptimal.

    Alles in allem finde ich aber den Kundenservice der VGF bei twitter vorbildlich. Über den Tellerrand dieser Plattform hinausgeguckt verstehe ich zwar nicht, warum schöne Bildergalerien wie die zum Umbau von Ptb- zu Pt-Wagen oder von Schotterarbeiten auf der C-Strecke nur bei Facebook und nicht auf der eigenen Homepage der VGF zu sehen seien können, aber das ist nun wirklich ein kleines Detail. Oh, und manchmal kommen Antworten auch am Sonntag. Das nenne ich Einsatz! (Würde aber liebend gerne auch bis Montags warten normalerweise.)

    DB (@DB_Bahn)
    Die Deutsche Bahn ist natürlich ein viel größeres Unternehmen, deshalb kümmern sich gleich 12 Personen um den Account. Unterschrieben wird hier mit „/“ + Kürzel. Obwohl es eigentlich auch einen eigenen, dezidierten Info-Kanal (@DB_Info) gibt, kommt auch über den Dialogkanal hin- und wieder Werbung für irgendwelche Angebote der Bahn, was ich persönlich nervig finde.

    Fehlendes Detailwissen gibt es bei der Bahn auch, aber auch hier regen mich Halbwahrheiten mehr auf. Über meine krasseste Sache mit der Bahn habe ich vor einem Jahr geschrieben, da hatte es etwas gedauert, bis ich den lieben Leuten klarmachen konnte, dass überhaupt was schiefgelaufen ist. Und natürlich die Anfrage eines Bekannten, warum denn der Sprinter an dem einen Tag nicht fährt, wo die lieben Leute nicht realisiert hatten, dass das einfach an Montagen kein ICE-Sprinter fährt, weil Verkehrstage Di-Do sind und ihm keine Antwort geben konnten (er hatte gefragt, warum er den Zug nicht in der Verbindungsanfrage angezeigt bekommt).

    Dann war da noch die Situation, in der ich gefragt hatte, warum ich denn keine Ankunftstafel auf meinem Smartphone mit der offiziellen DB-App herunterladen könnte . Die Antwort war im Prinzip „weil wir nicht glauben, dass das für irgendwen interessant sein könnte“. Okay, das ist eher ein Braindamage bei der DB als bei dem Kommunikationsteam, aber naja.

    Auf dem Schwesterkanal, @DB_Info, konnte man einmal schön die Denkweise des ganzen Unternehmens exemplarisch sehen, als sie schrieben:

    Zugverkehr in Bremen stark beeinträchtigt (Stand 15 Uhr): Güterwagen eines Privatzuges vor dem Bahnhof Bre… http://bit.ly/UiObnS #DBVm

    …worauf eine wunderschöne Gegenfrage von @Zugschlus sich danach erkundigte, ob das denn bedeute, dass die DB sich nicht als Privatunternehmen sehe (was sie rechtlich sind).

    Nun ja, die DB benutze ich fast nur in meiner Freizeit, dementsprechend selten sind meine eigenen Kontakte mit deren Twitter-Team. Alles in allem bin ich recht zufrieden.

    RMV (@RMVdialog)
    Seit recht kurzer Zeit hat auch der Rhein-Main-Verkehrsverbund eine Dialogplattform in Twitter. Vielleicht kann man vieles von dem hier auf fehlende Erfahrung schieben, aber bis jetzt bin ich fast bei jedem Gespräch sehr unzufrieden zurückgeblieben. Es twittern vier Personen, die wie DB_Bahn mit „/“ + Kürzel unterschreiben. Meine Interaktionen beschränken sich bisher auf zwei von denen.

    Auf eine Anfrage, zugegeben, wollte ich nochmal was Ausführlicheres schreiben, da kann ich mich nicht wirklich über fehlende Antwort beschweren. Es ging mir darum, warum bei der RMV-Homepage, wenn ich etwas in die Felder für die Verbindungsauskunft eingebe und zu schnell tippe, statt meines Textes der erste Hit der JavaScript-Autovervollständigung übernommen wird (so wird zum Beispiel regelmäßig aus ‚F Heddernheim‘ ‚Frankfurt (Main) Hauptbahnhof‘).

    Andere Erfahrungen: Am ersten Mai bin ich dieses Jahr wie jedes Jahr an diesem Tag mit dem Zug und Freunden in den Taunus gefahren, und zwar so, dass wir um kurz vor 10 Uhr in Niedernhausen aus der S2 in den Zug der Linie 21 Wiesbaden→Limburg umsteigen. Unabhängig vom Wetter wurde es in diesem Zug schon immer recht kuschelig, und das auch schon, als noch ein langer LINT 41 dort unterwegs war. Dieses Jahr fuhr nur ein kurzer LINT 27, und es wurde richtig eng. Einer meiner Freunde hat daraufhin bei RMVdialog nachgefragt, warum das so ist, und bekommt als Antwort, dass „nicht alles lässt sich perfekt im Voraus planen [lasse], das hängt auch vom Wetter und den Veranstaltungen ab“. Auf nachboren wurde dann versprochen, dass die Vectus, der Betreiber der Linie 21, auf die „beschriebenen Engpässe hingewiesen“ worden sei. Was das nun bedeutet – ändert sich dadurch was? – ist mir unklar, und warum der RMV nicht selbst mal Zählungen durchführt, wurde mir ebenfalls nicht klar. Update: Ist mir jetzt klar. Siehe die Reprise.

    Am gleichen Tag fuhren wir am späten Nachmittag wieder zurück nach Frankfurt; diesmal ging es mit dem Bus von Heftrich über Königstein und Oberursel Bahnhof in die U3 nach Heddernheim. Während die Anschlüsse in Königstein von Buslinie 223 auf Buslinie 261 gut aufeinander abgestimmt sind, kommt der 261er planmäßig eine Minute nach Abfahrt der (halbstündlich verkehrenden) U3 Richtung Frankfurt am Bahnhof in Oberursel an.

    Darauf angesprochen, warum das so ist, lautete die Antwort von RMVdialog, die Fahrzeit richte sich nach dem Anschluss an die S4 in Kronberg aus. Das an sich wäre eine gute Begründung, nur hatte ich mich daran erinnert, dass der Bus ein paar Minuten in Kronberg gestanden hatte und währenddessen nichts in dem Bahnhof ein- oder ausgefahren war. Also bemühte ich mal die Fahrpläne und stellte fest, dass die Antwort nicht so ganz stimmen kann:

    S-Bahn Ankunft Kronberg Bf 19:51
    Bus Ankunft Kronberg Bf 19:59
    Bus Abfahrt Kronberg Bf 20:00
    S-Bahn Abfahrt Kronberg Bf 20:08

    Zugegeben, ich habe noch nie einen Fahrplan entworfen und musste mich noch nie mit Fahrgastbeschwerden auseinandersetzen, die durch zu kurze Anschlüsse entstanden sind, aber eine Verschiebung um 2 Minuten nach vorne scheint mir den Anschluss in Kronberg nicht zu gefährden. Darauf angesprochen ändert sich die Argumentation von RMVdialog dann zu dem notwendigen Umstieg für Pendler in Kronberg Süd. Pendler. An Feiertagen und Sonntagen. Nagut, kann ja sein. Fahrplan?

    S-Bahn Richtung Kronberg Bf 19:49
    Bus in Kronberg Süd 20:03
    S-Bahn Richtung Frankfurt 20:10

    Die Sonntagspendler, die aus Frankfurt kommen und in den Bus Richtung Oberursel/Bad Homburg umsteigen wollen, haben also 14 Minuten Zeit zum Umsteigen. Nein, ich kann nicht verstehen, warum 11 Minuten nicht mehr ausreichend sein würden.

    Auf einmal gibt es eine dritte Argumentationslinie von RMVdialog, nämlich, dass ein zu frühes Ankommen des Busses in Oberursel den Anschluss der S5 ebenda gefährden könnte. Warum der Bus nicht einfach drei Minuten Liegezeit in Oberursel Bahnhof bekommen könnte, wird nicht klar. Zwischendurch und am Ende gab es dann noch schmallippige Aussagen „die Linie 261 ist an den Anschluss an/von die/der S4/S5 gebunden, nicht an die U-Bahn“ und „leider kann es nicht an allen Knoten optimale Anschlüsse geben. Irgendwo müssen Kompromisse gemacht werden“, ohne dass irgendwie klar wurde, warum hier im Speziellen ein Kompromis überhaupt notwendig ist.

    Ich empfand dieses Gespräch sehr enttäuschend. Was hätte ich mir besser gewünscht? Dass ich nicht im Laufe des Gesprächs drei unterschiedliche Argumentation erzählt bekommen hätte, die allesamt durch einen einfachen Blick in den Fahrplan hätten widerlegt werden können. Hier ist es schwierig, rauszufinden, ob das am Unvermögen der Marketingleute oder an bewusstem Versuch, zu verschleiern liegt, aber ich als Kunde des RMV bleibe mit einem schalen Gefühl zurück. Sagt doch einfach „Oh, das wissen wir auch nicht, wir leiten das mal weiter“, statt euch hinter falschen Ausreden zu verstecken!

    Leider war das noch nicht alles mit dem RMV. Meine Schwester sprach mich an, ob ich denn wüsste, wie weit die Kurzstrecke von der Bockenheimer Warte aus gelte. Kein Problem, ich kann ja per Twitter mal den RMV fragen, dachte ich. Komischerweise merke ich jetzt, beim Zusammenschreiben, dass einige der Antworttweets von RMVdialog nicht mehr aufzufinden sind; ein Schelm, wer dabei böses denkt. Zum Glück habe ich meinen E-Mail-Papierkorb noch nicht geleert. Jedenfalls wurde mir gesagt, dass das nicht ginge; nur die Automaten wüssten das.

    Nein, das übernimmt normalerweise der Automat oder das RMV-HandyTicket für Sie. In welchem Gebiet möchten Sie denn fahren?

    Das ist nicht möglich. Auskunft darüber erteilt nur das entsprechende Kurzstreckenverzeichnis an der Haltestelle.

    Dass an den Automaten ja die Listen auch aushängen, bemerke ich, und frage nach dem Grund, der mir nicht gesagt werden kann. Ich ergänze später noch, dass mir selbst in der Verbindungsauskunft keine Kurzstreckenpreise angegeben werden, auch wenn ich eine sehr kurze Strecke abfrage. Nun ja, man frage nach. Zwischendurch hatte ich per Suchmaschine eine Liste der traffiQ gefunden, auf der ich genau das steht, was ich gesucht hatte. Verbesserungswünsche hier? Der RMV sollte diese Listen kennen und auch selbst zur Verfügung stellen.

    Am nächsten Tag bittet mich dann der RMV darum, eine kurze Mail zu schreiben, damit sie mir ihre ausführliche Antwort zumailen können. In dieser Mail wird mir kompletter Bullshit aufgetischt:

    Hallo Bjørn,

    die Kurzstrecke hängt an bestimmten Regeln (Entfernung, teilweise Zahl der durchfahrenen Haltestellen). Der schlichten Auflistung ist dies jedoch nicht anzusehen – tatsächlich gibt traffIQ nur Auskunft über die möglichen Kurzstreckenziele. Die tatsächlich gegebene Abhängigkeit von der gefahrenen Strecke und den Verkehrsmitteln bleibt unberücksichtigt:

    Eine Darstellung in der Verbindungsauskunft, welche Haltestellen zum Kurzstreckentarif erreichbar sind, wäre nicht wirklich exakt, da es von der tatsächlich gefahrenen Strecke abhängt, ob ein Kurzstreckentarif zur Anwendung kommt. Beispielsweise hast du in Frankfurt in vielen Fällen eine Option zwischen Tram und S-Bahn oder einer Kombination aus beidem. Hier ist es nicht von einer Start- Zielrelation abhängig, ob ein Kurzstreckenticket gültig ist, sondern von der gewählten Fahrtvariante. Somit könnte die Verbindungsauskunft nur bei Kenntnis des Verkehrsmittels und der Fahrtstrecke zuverlässige Auskünfte geben.

    Diese Auskunft strotzt nur so vor Fehlern und Ungereimtheiten. Gucken wir kurz in die Tarifbestimmungen, Paragraph 3.3.1 c):

    Kurzstreckenfahrkarten für Erwachsene und Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren (einschließlich) auch für tarifgrenzüberschreitende Kurzstreckenfahrten zu Regelfahrpreisen. Sie berechtigen zu einer Fahrt zu jeweils einem der an der jeweiligen Starthaltestelle ausgewiesenen Kurzstreckenziele (inklusive Umsteigens, falls dies erforderlich ist) im Rahmen der definierten Kurzstreckenlänge.

    … und dann in die Preisliste des RMV [pdf], einer Tabelle, in der „Kurstrecke“ in drei verschiedenen Varianten definiert ist: „K1; 1.000 m“, in Preisstufe 1 (also in Frankfurt nicht interessant), „K4; 1.500 m“ in Preisstufen 2 [Offenbach] und 13 [Mainz/Wiesbaden] sowie „K2: 2.000 m auch tarifgrenzüberschreitend“ in Preisstufe „3 Tarifgebiet 5000 Frankfurt am Main“.

    In Frankfurt ist also die „definierte Kurzstreckenlänge“ gemäß Tarifbedingungen 2.000 Meter. Es gibt keine Abhängigkeit von den Verkehrsmitteln (nur von der gefahrenen Strecke). Auch, und das ist insbesondere ein Problem, kann man an den Haltestellen gar nicht sehen, welchen Weg man denn nun nehmen darf mit der Kurzstreckenkarte, denn an den Haltestellen hängen ja eben gerade die Ziele aus, ohne Zusatz, wie man fahren darf. Dass ich immer den direktesten Weg nehmen muss, ist sowieso klar.

    Es geht aber noch weiter: In der Online-Verbindungsauskunft wird mir für jede Fahrtvariante ein eigener Preis genannt. Hier ist der Preis also sehr wohl an die genaue tatsächlich gefahrene Strecke und sogar die Verkehrsmittelwahl gebunden. „Eine Darstellung in der Verbindungsauskunft, welche Haltestellen zum Kurzstreckentarif erreichbar sind, wäre“ also in der Tat wirklich exakt. Ich habe also per Mail zurückgefragt:

    vielen Dank für eure Recherche. Zwei Fragen wirft eure Antwort aber auf:

    1. An den Haltestellen in Frankfurt hängen schon „immer“ Listen mit den Kurzstreckenzielen. Verstehe ich eure Antwort richtig, dass ich mich nicht darauf verlassen kann, dass ich zu diesen Zielen mit einer Kurzstreckenkarte fahren kann?
    2. In der Verbindungsauskunft bei RMV.de wird mir ein eigener Preis für jede spezielle Verbindung angegeben. Hier ist die tatsächliche Verbindung inklusive aller Unterwegshaltestellen und aller dabei benutzten Verkehrsmittel klar. Trotzdem wird „nie“ (d.h., nie bei meiner zugegebenermaßen recht begrenzten Stichprobe von sehr kurzen Verbindungen wie Frankfurt-Nordwestzentrum → Frankfurt Bernadottestraße) der Kurzstreckenpreis unter der Spalte „Tarif“ angegeben. Warum?

    Mittlerweile habe ich noch herausgefunden, dass ich unter „Tarifauskunft“ auf der RMV-Homepage sehr wohl fahrtwegunabhängig eine Auskunft darüber bekomme, dass die Relation Bockenheimer Warte → Hauptwache Kurzstrecke ist (ebenso Nordwestzentrum → Bernadottestraße). Also, genau an der Stelle, an der es laut dem angeblichen Problem mit der genauen Verbindung und so nicht gehen dürfte, geht es doch, und an der Stelle, an der das Argument nicht greifen würde (wenn es denn richtig wäre), geht es nicht. Und die Antworten, die man vom Twitter-Team bei RMV bekommt, sind falsch und unsinnig.

    Ich lasse jetzt mal weg, dass wenn man in der Tarifauskunft statt „Einzelfahrt“ „Einzelfahrt ohne Umweg“ anklickt, es auf einmal keine Kurzstreckenkarte mehr gibt, denn das hat ja nun nichts mehr mit dem Twitter-Team zu tun. Meine Rückfrage-E-Mail habe ich übrigens vor 2½ Arbeitstagen gestellt und noch keine Antwort erhalten.

    Und auch das war noch nicht alles. Aber das rumgeeiere auf die Frage, warum alle Provinzverkehrsmeldungen des NVV bei RMVInfo auftauchen, nicht aber auch die Meldungen der anderen benachbarten Verkehrverbünde, muss hier nicht auch noch lang und breit besprochen werden, auch wenn diese neuerliche Merkwürdigkeit einer der Auslöser für diesen viel zu langen Blogpost waren.

    Allerdings habe ich mir das beste, im Wortsinne, zum Schluss aufgehoben: Als ich von Frankfurt-Louisa nach Darmstadt-Wixhausen fahren wollte, hat mir RMVdialog wirklich mal geholfen, als sie mir erklärt hatten, dass der Grund, warum ich keine BahnCard-Ermäßigung in der S-Bahn haben kann, ist, dass es diese erst bei teureren Fahrkarten der Preisstufe 5 und größer gibt.

    Corporate Twitter wird also sehr unterschiedlich gehandhabt, und meine Erfahrungen damit sind ebenfalls stark unterschiedlich. In keinem Fall würde ich aber gerne den schlechten Service durch gar keinen Service ersetzt haben wollen. Vielleicht muss ich ja auch lernen, nicht überall gute Antworten zu erwarten und auch mal eine himmelschreiend falsche Antwort unkommentiert zu lassen (und zwar vor dem 20. Versuch). Mal sehen.

  • Alles neu macht der Mai

    Original-Post

    Kurz nach meinem letzten Eintrag wollte ich dann mal wieder Fahrrad fahren. Die Gangschaltung müsste mal wieder neu eingestellt werden, ist mir gleich am Anfang aufgefallen, aber naja, das mache ich dann eben am Abend, die Hinfahrt werde ich schon schaffen.

    Dachte ich. Statt dessen verbog sich die hintere Kettenführung so stark, dass sie letzten Endes, etwa hundert Meter vor meinem Standard-Fahrradständer gegenüber vom Büro, abknickte und dabei die Halterung zerriss. Die war blöderweise allerdings ein Teil des Rahmens, sodass damit dann eben auch der Rahmen — und damit das ganze Fahrrad – kaputt war.

    Das war Anfang April. Seit dem war ich mit meinen Eltern in Weilburg, habe wie jedes Semester bei der Erstsemester-Einführungs-Veranstaltung der Fachschaft mitgeholfen, war bei einem Probewochenende des Ehemaligenchor meiner alten Schule und habe bei der Telekomstiftung ein sehr unterhaltsames Gespräch über fleischlose Ernährung gehabt. Von alledem aber hier keine Details. Im April war sogar zweimal das Wetter gut genug für eine Mainufersession, und ich traf mich mit einem twitternden Tf aus Österreich bei seinem Zwischenstopp auf dem Weg in den Urlaub. Ende April war die von mir organisierte Sonderfahrt mit dem Ebbelwei-Expreß durch Frankfurt mit abschließendem Essen der 20 Teilnehmer, und der traditionelle Maiausflug mit Schilter im Taunus. Zwischendurch hat der RMV angefangen, Twitter für die Kundenkommunikation zu benutzen, der Ehemaligenchor meiner Schule ist auch wirklich aufgetreten.

    Mein neues Fahrrad

    Ein neues Fahrrad habe ich mir dann an dem Tag gekauft, in dem ich mein Handy, dessen Anschalter nicht mehr ging, zur Reparatur eingeschickt habe. Das war am 10. Mai, einen Tag vor einer Aktion der Nordwest-Grünen, die ich mitorganisiert habe und die sehr erfolgreich verlaufen ist. Schließlich war noch Pfingsten, und damit wieder Zeit für die Pfingstfreizeit und den Wäldchestag und so ein Tag, wo mit Leute immer Dinge geben wollen. Da habe ich dieses Jahr eine Satteltasche und zwei Gepäckträgertaschen bekommen.

    Mein Klugtelefon ist nun heute seit zwei Wochen weg, und den Kostenvoranschlag von Mittwoch – knapp 350 € für die Reparatur von Glasbruch und Anschalter – habe ich dankend abgelehnt, denn das ist auch der Neupreis des Gerätes. Na toll. So kostet das Zurückschicken also 18 €. Am Nachbargrundstück von meinem Büro kann ich grade den Bau eines Gebäude in HD und Surround-Sound (vor allem den Sound!) verfolgen. Der Mai brachte also ein neues Telefon, neues Fahrrad, neues Gebäude, neues Lebensjahr, neues Pläne. Mal sehen, was der Juni bringen wird (und der Rest des Mais erst!).

  • Fleischlos, und kein Alkohol

    Original-Post

    Nachdem das Wetter im ersten Quartal so richtig mies war, ist meine Fahrradbilanz eher schlecht – statt der angepeilten 250 km habe ich nur etwa 55 km geschafft. Letztes Wochenende war außerdem Ostern, und wie schon letztes Jahr habe ich auch dieses Jahr 40 Tage lang versucht, auf Fleisch zu verzichten.

    Letztes Jahr hatte ich über eine Ecke erfahren, dass ein Freund, der jetzt in Hamburg ist, auch fleischgefastet hat, und darüberhinaus noch auf Alkohol verzichtet hatte. Er berichtete, dass seine Wahl zwischen Fleisch und Alkohol oder Schokolade und Kaffee war, und er seinem Chef nicht einen Koffeinzombie zumuten wollte. Jedenfalls habe ich mich davon inspirieren lassen und dieses Jahr auch Alkohol von meinem Speiseplan verbannt.

    „Unfälle“ wie ein falsch bestelltes Essen gab es dieses Jahr nicht, und dass meine Mutter an einer Stelle extra für den heimkommenden Sohn Kasseler gekauft hatte, hatte ich diesmal vor dessen Zubereitung bemerkt. Dafür habe ich mit einem Kollegen und einem Glas Sekt angestoßen, als er Geburtstag hatte, und an einem Wochenende – ein sozialer Besuch bei Herford – das Fasten ausgesetzt, damit nicht wegen mir ein großer extra-Aufwand getrieben werden musste.

    Davon abgesehen fiel es mir einerseits teilweise wirklich schwer, etwas Vegetarisches zu finden, und ich hatte zwischendurch manchmal extrem viel Lust auf Fleisch oder einen Apfelwein. Besonders die Woche in Dresden war hier schwierig, scheinbar sind vegetarische Gerichte in sächsischen Kneipen noch nicht so sehr angekommen wie hier (nicht dass es hier überall leicht wäre).

    Andererseits fiel es mir stellenweise auch leichter als im letzten Jahr, weil ich meine Einstellung zu einigen Gerichten in den letzten Jahren stückweise geändert habe: Döner mit Schafskäse (oder wenigstens Feta) wäre letztes Jahr noch zu weit außerhalb meiner comfort zone gewesen, aber dieses Jahr habe ich ihn gegessen, und er hat auch eigentlich geschmeckt, (Rahm-)Spinat esse ich mittlerweile auch, und obwohl ich keinen Blattspinat mag, habe ich die Lasagne, die es damit einmal gab, auch lecker gefunden. Und der vegetarische Burrito schmeckt auch gut.

    Bei den ganzen Eisenbahntouren letztes Jahr hatte ich mal erwähnt, dass ich mehr Wurst als gewöhnlich gegessen habe, weil Wurst einfach praktisch zum mitnehmen auf Tagestouren ist. Jetzt habe ich während meines diesjährigen Fastens ein paar Tagestouren fernab der Heimat gemacht, und musste das daher mal mit Käse ausprobieren. Obwohl meine ursprüngliche Befürchtung – dass es mit Wurst einfacher geht, was Leckeres zum Beißen dabei zu haben – nicht vollends widerlegt wurde, ging es doch eigentlich ausreichend gut, sodass ich das wohl beim nächsten Mal auch ohne Fasten“zwang“ machen werde.

    Fastenbrechen war dieses Jahr in zwei Stufen: Alkohol gab’s in Form von Apfelwein während des familiären Grüne-Soße-Essen am Karfreitag. (Das war der Ersatz für das große Oster-Essen, weil nicht alle am Gründonnerstag zum Grüne-Soße-Essen konnten und nicht alle am Sonntag zum Bratenessen konnten.) Fleisch gab es dann am Ostersonntag beim Biosteakbraten bei mir daheim. So bringt mir das Fasten dieses Jahr auch etwas für den Rest des Jahres: Es ist schön, Fleisch essen zu können, aber ich mag die Alternativen immer mehr. Den Rest des Jahres auf Fleisch verzichten? Soweit bin ich lange nicht. Aber den Rest des Jahres bewusst Fleisch zu essen und mir jedes mal wieder die Frage zu stellen, ob ich das jetzt gerade will (im Gegensatz dazu, einfach aus Gewohnheit Fleisch zu essen), das ist auf jeden Fall drin. Omnomnom.

  • 2 Bäume für Bergen

    Original-Post

    Ich bewerbe mich für eine Professor/Juniorprofessor-Position in Bergen. So weit, so gut. Nachdem ich einen schönen Brief an das Komitee verfasst hatte, fand ich heraus, dass man sich über offizielle staatliche norwegische Bewerbungssystem bewerben muss, was bedeutet, dass ich meinen Lebenslauf und Brief auseinanderpflücken und getrennt in einem komischen Webformular hochladen muss. Naja, ich kann irgendwo verstehen, wie das den Auswahlprozess einfacher macht, also füge ich mich gerne.

    Eine der Anforderungen hieß aber „Wissenschafltiche Arbeiten, publiziert oder unpubliziert, sollten in fünf Kopien, voll inventarisiert und sortiert in fünf identische Bündel, mit normaler Post nach [Adresse] geschickt werden“. Da ich mir nicht sicher war, ob das ernstzunehmen ist, und da ich auch nicht wusste, welche wissenschaftlichen Arbeiten die meinen, fragte ich meinen alten Bergener Betreuer, der grade Frankfurt besucht. Ja, sagte er, wir lesen zwar durchaus noch auf Papier, aber wir haben Drucker und würden uns das, was uns interessiert, selbst ausdrucken, ich brauche es also nicht wirklich mit der echten Post verschicken.

    Am Mittwoch erhielt ich dann eine Nachricht (Übersetzung von mir):

    Wir bemerken, dass die wissenschaftlichen Arbeiten, nach denen wir gefragt haben, noch fehlen. Daher haben wir unzureichende Informationen, um Sie als Bewerber zu beurteilen.

    Wir bitten Sie darum, spätestens 8 Tage nach Erhalt dieser Nachricht die fehlenden Dokumente einzuschicken:

    … und der alte Text. Es scheint also, dass sie dann doch die Bäume sterben sehen wollen. Naja, Öko der ich nunmal bin, wollte ich absolut sicher gehen, was die denn wollen, also versuchte ich, einen Kontakt in Bergen ausfindig zu machen (das Bewerbungssystem macht es nicht direkt einfach, Fragen über das Verfahren zu stellen) und versuchte auch, Wissenschaflter mit Englisch als Muttersprache zu Fragen, was das genau bedeutet:

    Does „Your scholarly works, published or unpublished“ mean every paper&thesis I’ve ever written? #followerpower cc @DrMRFrancis @AstroKatie

    DrMRFrancis ist ein Wissenschaftsjournalist, den ich letztes Jahr bei der Quark Matter getroffen hatte, und ich folge AstroKatie seit kurz danach. Da ich typischerweise nicht auf Englisch twittere, glaube ich nicht, dass mir irgendein Englisch-Muttersprachiger Wissenschaflter folgt, deswegen habe ich die beiden explizit erwähnt. Lange Rede kurzer Sinn: AstroKatie antwortete, dass das scheinbar alles bedeutet, inklusive Papers und Abschlussarbeiten. Danke nochmal, AstroKatie!

    Nun musste ich also alle meine Paper und Arbeiten vorbereiten und ein Inhaltsverzeichnis schreiben. Weil ich noch nicht allzulange Wissenschaflter bin, sind das 341 Seiten. Doppelseitig bedruckt und zwei Seiten auf einer, sind das dann immernoch 85×5 = 425 Blätter. Mit einem Gewicht von 80 g/m² und DIN A4-Papier (was 1/16 m² groß ist), komme ich auf ein Päckchen, das 2,2 kg schwer ist.

    Noch unentschieden, was ich machen solle (und noch auf Antwort aus Bergen wartend), ging ich heim. Am Abend bekam ich eine Mail von einem befreundeten Forscher, der mir erzählte, er habe sich in Bergen auf eine Stelle beworben, und er muss alle seine Paper… naja, ich glaube, es ist klar, was er sagte. Er schrieb weiter:

    Ich wohne in New York, wenn ich es heute schicke und sicher gehen will, dass es ankommt, muss ich hunderte, wenn nicht tausende Dollar bezahlen. [Dieser eine Bergener Professor] ist auf einer Konferenz diese Woche und kann mir also auch nicht helfen, ich überlege deswegen, wen ich in Bergen kenne.

    Wenn du jemanden kennst, der mir diese blöden Dateien drucken kann und nach [Adresse] schicken kann, ich werde sofort alle Kosten per Überweisung begleichen, die irgendjemand damit hat (Druckkosten und so).

    Meine Antwort war im Prinzip „ich auch, ich auch, ich auch, ich auch, nein.“ – ich kenne niemanden mehr in Bergen. Aber, schlug ich vor, da ich eh auch Zeugs drucken muss und per Mail schicken muss, könnte ich sein Zeugs einfach gleich mitdrucken, und ein großen Päckchen schicken.

    Da er älter und länger dabei ist als ich, sind seine gesammelten Arbeiten 891 Seiten lang. (Eine Sache allerdings: Er druckt ein ganzes 185seitiges Paper aus, zu dem wir beide jeweils zwei Seiten beigetragen hatten. Ich habe nur diese zwei Seiten gedruckt. Dafür hat er scheinbar seine Abschlussarbeiten nicht dabei.) Er stimmte zu, auch seine Sachen klein und doppelseitig zu drucken, also sind wir bei 223×5 = 1115 Blättern für ihn angekommen, oder zusätzliche 5,6 kg. Zusammen haben wir 3240 Seiten und 7,7 kg. Daheim habe ich meinen alten ThinkPad-Karton gefunden, der in etwa DIN A4-Größe hat.

    Während ich gedruckt habe, wollte ich mich entscheiden, wie ich eigentlich das Päckchen verschicken sollte. DHL, UPS, FedEx, GLS und TNT fielen mir ein. Die Parameter sind: Ankunft spätestens Mittwoch, 20. März, ein Päckchen mit 38×33×25 cm und 8 kg Gewicht, von Frankfurt nach Bergen. GLS und UPS zeigen auf ihrer Webseite keine Versandkosten, was schade war, weil das langsamste bei UPS (= das billigste?) am Mittwoch garantiert geliefert würde. Preise gibt’s aber nur für Versand innerhalb der EU. Die Webseite von TNT geht gar nicht, weder in Opera, noch Firefox, noch Chrome, und GLS verschickt gar nicht nach Norwegen.

    DHL bietet 35 € an für ein Paket, dass – ohne Garantie — in 7-8 Tagen geliefert würde, und 47 € für 4-5 Tage, wieder nicht garantiert. Oder Übernacht-Lieferung für 151,90 €. FedEx bietet 68,03 € für Donnerstag (was zu spät ist) oder 203,51 € für Dienstag. Beim zweiten Versuch (um einem Kollegen zu zeigen, wie lächerlich teuer das ist), waren die Preise scheinbar niedriger. Was. Zum. Teufel.

    Also, DHL. Bleibt noch die Frage, wie ich das zusammenbinden sollte. Für meine mickrigen 85 Blätter hilft ein Schnellhefter, aber für die 223 Blätter von dem anderen Kerl wird es schwierig, also habe ich einen dünnen Aktenordner benutzt. Naja, seht selbst:

    Des anderen Publikationen in einem Schnellhefter: Passt nicht!
    Meine Paper, auf der anderen Seite, passen. Jippie.
    Das hätte ich geschickt. Die Ringordner sind seine, die grünen Schnellhefter meine.

    Nachdem ich vier der fünf Bündel für uns beide gelocht hatte, bekam ich eine e-Mail, mit vier Bewerbern (mich eingeschlossen) in CC (anstatt in BCC, womit die Vertraulichkeit der Bewerbung gewahrt geblieben wäre, aber das ist noch das kleinste Problem):

    Bewerbung für Professur

    Liebe Bewerber,

    Probleme beim Senden mit normaler Post.

    Ich habe die Sache mit unserem Geschäftsführer diskutiert und wir sind zu der Überzeugung gelangt, dass Sie die erbetenen Dokumente (wissenschaftliche Paper) auf CDs einsenden können. Sie müssen dann 5 CDs statt 5 Stapel wissenschaftliche Papier schicken.

    […]

    Mann, war ich sauer in dem Moment. Die Bäume waren tot und ihre Reste mit Tinte verschmiert, und jetzt sagen die mir, alles umsonst? Ich musste mich wirklich zurückhalten, nicht eine e-Mail zu verschicken, in der ich mich bedanke, dass ich jetzt weiß, wer sich noch alles beworben hat und die Dame zu fragen, ob denn CDs auch okay sind, oder ob wir nicht doch eine Stufe mehr low-tech sein wollen und 3,5-Zoll-Disketten schicken sollten. Naja, geschrieben hatte ich das, aber nicht geschickt. Warum kann ich nicht einfach mein Zeugs irgendwo hochladen oder, noch besser, einen Link schicken, wo das sowieso öffentlich lesbar ist? Naja, aber vergleichsweise wurde alles dadurch billiger.

    Letzten Endes habe ich die 5 CDs am Freitag morgen gebrannt und als 250-Gramm-Brief für 8,57 Euro verschickt. Jetzt warte ich darauf, dass die mich zu einem Talk einladen.

    Das habe ich letztendlich geschickt: Fünf verf-te CDs.
    Der komplette Brief, wie ich ihn am Ende verschickt habe. Etwa DIN A4-groß, und das Klebeband ist noch von den letzten Bundestagswahlen übrig (2009).
  • 2 trees to Bergen

    Original-Post (Das ist mein erster Blog-Eintrag auf Englisch. Eine Deutsche Übersetzung gibt es auch)

    I am applying for a professor/assistant professor position in Bergen. So far, so good. After having crafted a nice letter to the committee, I found out that I have to apply via the Norwegian Government’s official Application system, which means I basically had to tear apart my whole CV, my letter and everything and upload it in pieces using some strange web form. Well, somehow I can understand how this might make the evaluation process easier, so I am willing to abide by that.

    One of the requirements, though, read „Scholarly works, published or unpublished, should be sent in 5 copies, fully inventoried and sorted into 5 identical bundles, by ordinary mail to [address]“. Not being sure if I should take this seriously, and not knowing, which scholarly works they refer to, I talked to my former Bergen supervisor, who is visiting Frankfurt at the moment. He told that although, yes, indeed, they do usually still read on paper, they have printers and access to basically all publications on the web, so no need to send actual paper through the actual mail.

    On Wednesday, I received a notification which read:

    We note that the scholarly works we asked for in the announcement for the position are missing. Therefore, we have insufficient information to evaluate you as an applicant.

    We ask that you no later than 8 days after you have received this message send us the missing documents, which are:

    … and the previous specification. It seems, after all, that they do want trees to die. Well, treehugger that I am, I tried to make absolutely sure that is what they want, so I tried to figure out who to talk to in Bergen (the application system does not make it exactly easy to ask questions regarding the procedure) and also tried to ask some scientists who are native english speakers what exactly that meant:

    Does „Your scholarly works, published or unpublished“ mean every paper&thesis I’ve ever written? #followerpower cc @DrMRFrancis @AstroKatie

    DrMRFrancis is a guy I met at Quark Matter last year, and I’ve been following AstroKatie since shortly afterwards. Since I don’t usually tweet in english, I don’t think any english-native scientist follows me, therefore I mentioned these two explicitly to make them aware of my question. Long story short, AstroKatie answered that this seems to mean everything, including papers and theses. Thank you again, AstroKatie!

    Now, I had to prepare and inventorise all my papers and theses. Not having been a researcher for all too long, they amount to 341 pages. Printing them two-pages-on-one and double sided, this still means 85×5 = 425 sheets of paper. Assuming a paper weight of 80 g/m² (and using A4-paper, which is 1/16 m²), this will make a package of 2.2 kg.

    Not having decided exactly what to do (and still waiting for an answer from Bergen), I went home. In the evening, I got an e-mail from a friend researcher, saying that he applied to a job in Bergen, was asked for a copy of every… well, I think you can fill in the blanks. He went on:

    I live in New York, if I send it today and make sure it arrives, it will be hundreds, thousands of dollars. [That Bergen professor] is away on a conference this week, so he cannot help me, I am looking around who I know in Bergen.

    If you know anyone who can print these stupid files, and send them to [address] I will immediately refund you any expense anyone spends on this (printing as such) with a bank transfer.

    Well, my answer was basically “me too, me too, me too, me too, no.” — I do not have any ties left to Bergen. But, I suggested, since I am going to print that stuff anyways and send it by mail, I would be willing to print his stuff right along, and send one big package.

    Since he is older than me and has written a lot more papers than I have, his collected works amount to 891 pages. (One thing to mention, though: he prints the entirety of a paper with 185 pages, which both of us co-authored — contributing two pages each. I only include those pages. He, on the other hand, does not seem to include his theses.) He agreed to also print them small and two-paged, so we’re down to 223×5 = 1115 sheetd od paper on his account, adding another 5.6 kg to the package. Together, we will have 3240 pages and 7.7 kg. At home, I found the old box my ThinkPad came in, whose dimensions are roughly A4-sized.

    While printing, I tried to figure out how to send the package. Basically, five options came to mind: DHL, UPS, FedEx, GLS, TNT. The parameters I need are: Arrival on or before Wednesday, March 20th, of a package 38×33×25 cm with a weight of 8 kg, from Frankfurt, Germany to Bergen, Norway. For GLS and UPS, I was unable to find out shipping costs online: UPS told me that there are three offers, the slowest of which (and I presume that will also be the cheapest) guarantees delivery by Wednesday. Prices, though, are only available for shipping to other EU-countries (which Norway isn’t). TNT has a completely disfunctional website, that neither Opera nor Firefox nor Chrome could display properly, and GLS don’t deliver to Norway at all.

    DHL offers 35 € for a package that takes 7-8 days to deliver, but no guarantees. They also offer 47 € for a package that takes 4-5 days to deliver, but no guarantees either. And they offer 151.90 € for a guaranteed overnight delivery. FedEx offers 68.03 € for a package delivered on thursday (which is too late) and 203.51 € for a delivery on tuesday. On second try here (to show the ridiculous prices to a colleague), prices were different for the exact same thing. What. The. Fuck.

    Anyways, DHL it is. Still, the question remains how I should bundle the printouts together. For my puny 85 sheets of paper, a File folder may be sufficient, but the other guy’s 223 sheets prove difficult, so I used small ring binders. Well, see for yourself:

    The other guy’s papers in a file folder: Doesn’t fit!
    My papers, on the other hand, do fit. Yay.
    I would have sent this. The large ring binders are his‘, the small green file folders are mine.

    After having punched wholes through four of the five bundles for each of us, I received an e-mail, with four applicants (including me) in CC (instead of putting us in BCC, thus preserving our privacy, but, well, that’s just the least of the problems):

    Applicatons for professorship

    Dear applicants,

    Problems with sending papers by ordinary mail.

    I have discussed the matter with our Head of Administration and we have concluded that you can send the requested documents (scientific papers) on CDs. You must then send 5 CDs instead of 5 stacks of scientific papers.

    […]

    Boy, was I mad at that moment. The trees were dead and their remainders sullied with ink and now they tell me, all was in vain? I really had to restrain myself from actually sending a mail thanking the lady that I now know who else applied and making sure that they can handle such high-tech devices like CD-ROMs or if they didn’t maybe prefer 3.5” floppy disks. Well, I wrote it, but I didn’t send it. Why I cannot simply upload my stuff somewhere – or better still, send them a link to where it is anyway – I don’t know. But it made everything cheap from there.

    In the end, I burned 5 CDs on friday morning, and sent them as a 250-gramms-letter for 8.57 Euros. Now I am waiting for them to invite me to give a talk.

    This is what I sent in the end: Five f-ing CDs.
    The complete letter I sent in the end. Format approximately A4, and the duct tape I used to close the letter is a left-over from the last (2009) German Parliament Election.
  • Kleinbahnfeeling bei Dresden

    Original-Post

    Nachdem ich im Januar 2010 eher zufälligerweise mit der Rhätischen Bahn durch die Schweiz gefahren bin, im Januar 2011 spontan bei einem Besuch in Bulgarien die Rhodopenbahn befahren habe und Anfang Februar 2012 kurzentschlossen auf der Harzer Schmalspurbahn unterwegs war, wollte ich die Tradition dieses Jahr fortsetzen, in jedem Winter eine Schmalspurbahn zu bereisen. Ich hatte die Idee aber eigentlich schon aufgegeben – zu wenig Zeit dieses Jahr, und man will ja auch mal was anderes machen als ständig in der Gegend rumfahren – als mir klar wurde, dass ich eine Reise eigentlich unfreiwillig antreten muss — die Frühjahrestagung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft in Dresden fand letzte Woche statt. Aber von dieser Idee hatte ich ja letztens schon geschrieben.

    Nun ist diese Reise also vorbei und ich habe tatsächlich – und nicht wenig – Zeit gefunden, mich den Schmalspurbahnen in der näheren Umgebung von Dresden zu widmen.

    Eigentlich mag ich ja Dampfloks gar nicht. Das ist irgendwie untypisch für Eisenbahnfreaks, aber ich finde die schmutzig, laut, stinkend, dunkel (lies: nicht gut fotografierbar). Dennoch hatte ich viel Spaß, vor allem, weil es eben dieses schöne Kleinbahnfeeling gibt, wenn man in alten kurzen Wagen auf der Plattform – also draußen – stehen kann und mit 20 km/h durch die Landschaft zuckelt. Das funktioniert aber eben auch mit Diesel- oder E-loks, hat also nix mit Dampf zu tun!

    Zunächst einmal gab es die Anreise. Um Geld zu sparen, habe ich für 11 Leute ein Gruppenticket für den ICE organisiert. Dabei waren auch ein paar Leute, die sehr gerne Auto fahren. Zum Glück hat alles gut geklappt; die Ankunft in Dresden war letztendlich sogar drei Minuten zu früh. Okay, Sonntag morgens erwarte ich auch keine größeren Behinderungen, aber der geneigte Autofahrer hat halt Horrorgeschichten im Kopf. Weil wir schon um 12:04 da waren, fuhr ich gleich weiter nach Freital, um die Weißeritztalbahn zu befahren. Blöderweise war der Akku meiner neuen Kamera alle, sodass ich nur Handyfotos habe. Das änderte natürlich aber nichts an den schönen Blicken auf vereiste Talsperren!

    Bildqualität schlecht (weil vom Klugtelefon), Erlebnisqualität gut! Auf der Weißeritztalbahn war das Wetter noch nicht perfekt, aber die Sicht gut.
    Über so einen Blick aus dem Hotel kann ich mich nicht beschwerden, auch wenn’s nur aus dem Treppenhaus war. Eine tschechische 371 mit dem EC aus Budapest nach Hamburg.

    Dienstag vormittags nutzte ich dann eine Pause, um von Radebeul auf der Lößnitzgrundbahn zu fahren. Diesmal mit Kamera, aber die Strecke ist weniger spektakulär. Die Dampfbahn quert an einer Stelle die Straßenbahn, das war’s dann aber auch.

    Die Lößnitzgrundbahn fährt nur durch recht flaches Terrain, dafür ist das die einzige der Bahnen, die auch echte Verkehrsbedürfnisse zu stillen scheint, wenigstens gibt es Schülerzüge. Hier der abfahrbereite Zug in Radeburg.

    Mehr Zeit hatte ich am Mittwoch: Die Postersession fand ich eher mäßig interessant, daher machte ich mich früh morgens auf den Weg nach Zittau, um das Netz der Zittauer Schmalspurbahn zu befahren. Auf dem Weg nach Zittau musste ich feststellen, dass das Sachsenticket, dass ich gekauft hatte, erst ab 9 Uhr gilt (Abfahrt Dresden war um 7:08) – ups. Man kann aber im Zug nachlösen. Dafür gilt in der Schmalspurbahn unerwarteterweise das Sachsenticket mit 5 Euro Aufschlag, wodurch das ganze wieder genauso teuer wie gedacht wurde. Der Fahrplan auf der Kleinbahn macht es gut möglich, zwischendurch auszusteigen und durch den Schnee zu wandern, was ich dann auch gerne getan habe. Im Sommer war ich mal kurz durch Bautzen gekommen und hatte mir davon vor allem gemerkt, dass man von dieser einen Brücke einen schönen Blick auf eine Altstadtkulisse hat. Diesmal musste ich leider feststellen, dass man Zug auf der Brücke und Altstadt nicht zusammen auf ein Bild kriegen kann — wenigstens nicht, solange man auf dem Boden steht.

    Die Zittauer Schmalspurbahn kurz nach Ausfahrt aus Kurort Oybin. Der lange Aufenthalt in Bertdorf 2 Kilometer weiter ermöglicht es, mit dem nächsten Zug wieder mitzufahren, auch wenn man hier kurz wandert.

    Am Donnerstag musste ich dann abends meinen eigenen Vortrag halten, aber vor dem Abend gibt’s ja noch einen ganzen Tag. Den Vormittag dessen habe ich mich zwar über das langsam schlechter werdende Wetter (bis dahin die ganze Woche über glasklarer Himmel) geärgert, bin aber trotzdem mit dem EC Richtung Prag bis Ústí nad Labem gefahren, und habe auf der Rückfahrt in Bad Schandau mit der Fähre übergesetzt, um mit der Kirnitzschtalbahn zu fahren. Die ist auch schmalspurig, aber zur Abwechslung mal nicht mit Kohle und Dampf, sondern mit Solarzellen und Strom betrieben.

    Der Eurocity nach Hamburg bei Einfahrt in Ústí nad Labem mit dem Schlösschen Větruše im Hintergrund. Das Wahnsinns-Wetter von den Vortagen hat hier leider schon aufgehört.
    Blick auf den Triebwagen 2 der Kirnitzschtalbahn an der Endhaltestelle Lichtenhainer Wasserfall.

    Freitag ging’s dann zurück, diesmal in einer Gruppe von 13 Leuten, und außer, dass ich beim Umsteigen in Leipzig fast meine Reisetasche vergessen hätte, und dass wir in Frankfurt dann drei Minuten Verspätung hatten, ist alles gut gelaufen. Ich glaube, sogar die Autofahrer empfanden die drei Minuten nicht als allzu schlimm (auch wenn sie das natürlich behaupteten, aber ich ärger‘ die ja auch oft genug).

  • Statistik 2012

    Original-Post

    Vielleicht hätte ich einfach mal vorher jammern sollen. Kaum habe ich öffentlich darüber sinniert, dass ich dieses Jahr noch nicht so viel Rad gefahren bin, fällt der Groschen und ich bin so motiviert, dass ich in den 2 Tagen seither doppelt so viel gefahren bin wie im ganzen Jahr bisher. (Das sind zwar immernoch nur insgesamt 41 km, aber naja.)

    Ok, eigentlich sollte es um was anderes gehen. Vor etwa einem Jahr habe ich mir überlegt, ob ich mir nicht eine BahnCard 100 kaufen sollte und mich dagegen entschieden. Stattdessen kaufte ich eine BahnCard 50 und eine Jahreskarte für den RMV. Mit dem Kauf des Deutschlandpasses im Sommer war ja schon klar, dass die Entscheidung gut war, und jetzt kann ich zusammenzählen: Alle Fahrkarten zusammengenommen haben dieses Jahr etwas weniger als 3200 Euro gekostet. Inbegriffen natürlich die BahnCard(s: ich habe die BC25 auch nochmal gekauft), die Jahreskarte, der Deutschlandpass und die Tickets außerhalb Deutschlands nach Brüssel und Amsterdam, Washington, D.C., sowie nach Spanien, Frankreich, Italien und Österreich. Ich habe also weniger bezahlt, als ich für die Netzkarte hätte ausgeben müssen.

    Ich habe mal versucht, die Gesamtentfernung, die ich schienengebunden zurückgelegt habe, auszurechnen, bin aber wiedermal daran gescheitert, dass es keine vernünftigen Angaben mehr gibt. Die Größenordnung sind etwa 30.000 Kilometer. Ich habe hier mal ein schönes Vorher/Nachher-Bild von den Strecken, die ich vor 2012 schon mal befahren hatte (und an die ich mich erinnern kann), und die Strecken danach:

    Karte der von mir befahrenen Eisenbahnstrecken in Deutschland und Nachbarländern. Schwarz: vor 2012, grün: neu in 2012 ohne Deutschlandpass-Fahrten, blau: Deutschlandpass-Fahrten 2012

    Vom Fahrrradfahren habe ich ja schon berichtet, dass ich 2118 km geschafft habe, aber vielleicht auch hierzu noch ein wenig monetäre Statistik: etwa 500 Euro habe ich in dieses Verkehrsmittel investiert, wobei etwa ein Drittel davon in neue Fahrradklamotten (Jacke, Trikot, Handschuhe), etwa 300 Euro in Reparaturen und ersetzende Hardware (weil z.B. mein Tacho mal den Abgang gemacht hat) und der Rest in neue Hardware (Speichenreflektoren, Fahrradlichthalter) geflossen ist. Macht etwa 23,7 Cent pro Kilometer. Nur laufende Kosten betrachtet (eben der „Reparatur“-Posten) bin ich bei 14 Cent pro Kilometer. (Aber 2011 hatte ich Kosten von genau 0 Euro, bei zwar wesentlich weniger, aber nicht 0 Kilometern).

  • Langsamer Start

    Original-Post

    Dieses Jahr hat nicht ganz so angefangen wie geplant: ich bin heute, am 57. Tag diesen Jahres, erst das dritte Mal mit dem Fahrrad auf die Arbeit gefahren. Selbst wenn man die Kranktage am Anfang des Jahres abzieht, habe ich mich also nur jeden 9. Arbeitstag auf den Drahtesel geschwungen. Dann war auch noch meine Brille in der Mitte durchgebrochen und recht lange in der Reparatur. Und außer einer Veranstaltung an der TU Darmstadt und einem Abendessen in Hanau war ich im Januar nicht außerhalb Frankfurts.

    Jetzt kommt das Jahr aber für mich langsam in Fahrt. Meine UKS ist kurz vor Fasching wieder nach Frankfurt zurück gezogen, dazu bin ich mit dem freundlichen Herren in Blau im ICE nach Leipzig gefahren, um ihr beim Packen zu helfen und sie heimzufahren. Eine Woche darauf war ich mit Fips Modellbahnstellwerk spielen, dazu mussten wir wenigstens nach Darmstadt. Seit einer Woche habe ich nun meine Brille wieder — die Reparatur, bzw. der Austausch, war tatsächlich kostenlos. Und seit gestern habe ich auch wieder eine Kamera — ich habe mich von Johannes‘ Urteil überzeugen lassen und eine etwas teurere Kamera mit großem Chip gekauft. Mehr Werbung gibt’s aber erst, wenn ich die etwas ausprobiert habe.

    Die nächsten vier Wochenenden sind dann auch von Reisen geprägt: Zuerst geht es Zug nach Dresden, wo ich eine Woche lang an der Frühjahrestagung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft teilnehmen werde. Vielleicht habe ich währenddessen die Möglichkeit, mal bei einer der sächsischen Schmalspurbahnen vorbeizuschauen. Sowohl Hin- als auch Rückfahrt passiert im Zug in einer großen Gruppe; ich habe Gruppentickets organisiert, für 11 Personen bei der Hinfahrt und 13 bei der Rückfahrt. Man, ist das kompliziert bei der Bahn.

    Eine Woche, nachdem ich zurückkomme, geht es schon mit der Bahn nach Zürich, Johannes, Luisa und noch zwei andere Leute besuchen (die ich aber noch nicht kenne). Und noch eine Woche später bin ich dann mal zur Abwechslung bei Herford zu Gast. Und, weil das dann immernoch nicht genug ist, bin ich dann noch zwei Tage an der GSI. Und dann ist der März auch schon um. Naja, und bis dahin wollte ich eigentlich noch etwa 236 km Fahrrad gefahren sein…

    Für den Rest des Jahres gibt es teilweise auch schon Pläne, aber am Wichtigsten dabei ist ein Urlaub in Norwegen! Mit Zug, Fähre und auch Leihauto(s). Drei Wochen im Juli. Bis dahin muss ich die neue Kamera wirklich bedienen können. Und 500 km Rad gefahren sein. Und dann war auch dieses Jahr die Pfingstfreizeit vom Gitarrenorchester, und die 100-Jahr-Feier meiner alten Schule (mit Chorauftritt) und natürlich auch wieder die Night of Science und das [Φ]FA-Turnier und ganz aktuell das leckende Abflussrohr aus dem Waschbecken daheim.

    Uff. Wird wieder anstrengend.

  • Projekt 14000

    Original-Post

    Tacho sagt: 13000 km

    Das musste ja irgendwann kommen, nachdem ich auch über Projekt 13000 berichtet hatte. Pünktlich vor Weihnachten hatte ich wirklich die 13000 km erreicht, und bin den Rest des Jahres keinen Meter mehr gefahren.

    Dummerweise habe ich dieses Jahr noch nicht so viel Glück gehabt: Die erste (halbe) Woche, in der ich Homeoffice gemacht habe, wurde von einer Woche mit Mittelohrentzündung abgelöst, eine Woche mit abklingender Erkältung und jetzt einer Woche mit so viel Schnee und vor allem Eis, das nicht mal die Straßenbahn in Frankfurt gefahren ist.

    Nächste Woche wird aber alles besser. Und das sollte es auch; ich habe mir das nächste Ziel schon längst gesetzt. Nicht ganz so viel wie letztes Jahr, in dem ich immerhin 2118 km gefahren bin, sondern „nur“ 1000 km: Ich möchte am Ende des Jahres 14000 km auf dem Tacho stehen haben. Und mehr als das: Ich möchte in jedem Vierteljahr mindestens 250 km fahren.

    Projekt 14000 besteht also zunächst mal aus einem Projekt 13250. 13250 km auf dem Tacho am Ende des 31. März.

    Hoffentlich lässt die Kombination aus Wetter, Straßenverhältnissen und Gesundheit es bald zu, dass ich mal anfange.

  • Huelga General

    Original-Post

    Der Generalstreik. Am 14. November wurde in Spanien und Portugal gleichzeitig gestreikt, was meine Reisepläne etwas modifiziert hatte. Aber der Reihe nach:

    B. hat einen Sprachkurs in Spanien gemacht. S., ihr Freund, wollte sie dort abholen und mit ihr von Cadíz auf die Kanaren fahren, um Urlaub zu machen. Fliegen wollte er nicht, alleine Zugfahren auch nicht, also fragte er mich, ob ich nicht mitwolle. So fuhren wir Sonntag auf Montag über Paris, Madrid und Sevilla nach Cadíz, verbrachten dort einen schönen abend und einen schönen Vormittag, dann ging es für mich wieder nach Sevilla.

    Der Plan war, von dort den Bus nach Faro zu nehmen, Mittwoch dann morgens nach Lissabon und in der Nacht auf Donnerstag nach Madrid. Blöderweise war für Mittwoch in beiden Ländern ein Generalstreik angesagt, so dass ich mich nicht darauf verlassen wollte, rechtzeitig wieder in Madrid zu sein, um den AVE nach Barcelona nach dem Streik zu bekommen. Stattdessen nahm ich den nächsten Zug von Sevilla nach Madrid und verbrachte dort einen kompletten Tag.

    Bei der Gelegenheit durfte ich also Madrid kennenlernen, was durch eine von meinem Hostel angebotene Stadtführung leicht war. (Das Hostel war nicht das, das ich gebucht habe, denn jenes hat gestreikt und mich 50 Meter entfernt in einem anderen Hostel untergebracht.) Weiter ging es dann nach ans Mittelmeer und bis Italien. Auf dem Weg dahin habe ich zwar die kurzen spanischen Betten hinter mir gelassen, aber zwischendurch nur per Handy in ein Hotel eingecheckt und den Vermieter nie gesehen. Kurz hinter Monte Carlo (Monaco ist der 31. Staat, in dem ich war — ich bin auch ausgestiegen und eine halbe Stunde rumgelaufen) kam dann die italienische Grenze, und in Ventimiglia habe ich festgestellt, dass meine Kamera weg ist. In Monte Carlo bin ich noch mit ihr eingestiegen, im Zug war sie nicht mehr auffindbar, das Ticket-Office der FS wurde ich, weil ich mit einem französischen Zug gekommen war, auf das Fundbüro in Nizza verwiesen (lag nicht mehr direkt auf meinem Weg) und die Grenzpolizisten verstanden kein Englisch und keine Hand-und-Fuß-Beschreibung, so dass ich halt einfach weitergefahren bin und jetzt keine Bilder zeigen kann.

    Mailand hat mich recht wenig begeistert. Das hängt mit der Ausschilderung am Bahnhof zu tun, mit den Leuten, die an den Metrofahrkartenautomaten viel zu nah an einem dran stehen und irgendwas von einem wollen (ich nehme an, Geld), und mit dem nicht-freundlichsten Hotelmenschen, den ich je gesehen habe. Und an dem Bahnhof gibt es exakt 0 Sitzgelegenheiten. Und der Zug von dort nach Verona fährt eine halbe Stunde lang nicht schneller als 60 km/h. Uff.

    Nach Verona (halbe Stunde Aufenthalt) bin ich dann noch durch das wunderschöne Brennertal gefahren, dann die Karwendelbahn und ab München mich dann innerlich darauf eingestellt, bald wieder daheim zu sein.

    Jetzt bin ich um Erfahrungen reicher und um eine Kamera ärmer, aber trotz all dem Schlechten hat’s doch Spaß gemacht. Und jetzt, endlich, habe ich keine Lust mehr auf irgendeine Reise dieses Jahr (naja, mal sehen, was Silvester bringt).

  • Projekt 13000 und weitere Pläne für 2012

    Original-Post

    Zwischendurch auch mal was ohne eine größere Bahn- oder sonstige Reise. Nach überschlagenen 20000 Kilometern im Zug dieses Jahr (bisher), einer Transatlantikreise und einem Flug nach Kreta und zurück bin ich seit mittlerweile drei Wochen zuhause.

    Naja, fast. Seit dem war ich einmal auf dem Weg nach Fulda (doch der ICE hielt da nicht, weshalb ich den Termin in Fulda verpasst habe und statt dessen mal die Bahnstrecke Kassel-Bebra gesehen habe) und einmal in Marburg. Letzteres ging mit dem Fahrrad im Zug hin und abends mit den Fahrrad ohne Zug bis Linden-Großen-Linden (was ein Name) und von dort mit dem Zug weiter. Ich hatte mir vorher angeguckt, wie ich bis Frankfurt kommen könnte (aber dass ich die 85 km nicht mehr schaffe, wenn ich erst um 18 Uhr losfahre, war mir schon klar), und habe gesehen, dass die einzige Steigung auf dieser Strecke kurz hinter Gießen kommt. Da ich in Gießen sowieso schon klatschnass war (ich habe im Wortsinne Wasser aus meinen Schuhen gekippt), wollte ich nicht vor der einzigen Steigung des Tages kneifen.

    Noch mehr Fahrrad gefahren war ich vorher in der selben Woche, als ich am Tag der Deutschen Einheit mit fünf anderen von Frankfurt (naja, drei haben wir erst in Königstein aufgegabelt) nach Waldems-Reichenbach zum Apfelfest des NABU gefahren bin (und zurück). Besonders die Rückfahrt war wunderbar, weil die Straßen wirklich super gut ausgebaut und top in Schuss sind, man also einfach den Berg runter rollen kann (und ich hatte mir ja jeden Zentimeter am morgen hart erarbeitet gehabt).

    Projekt 13000 steht also an. Nach den Vielfahrexzessen mit dem Apfelfest und Marburg habe ich momentan ’nur‘ noch 431 Kilometer bis dahin übrig. Ich habe noch eine Woche Urlaub, insgesamt vier Tage Meeting in Mainz und Gießen, und wieviel ich zwischen den Jahren fahre/arbeite, weiß ich noch nicht, also bleiben mir etwa 8½ Wochen übrig. Am Ende muss ich auf ein durchschnittliches Pensum von 10,14 km pro Tag kommen — tough, aber machbar. Ich bin guter Dinge.

    So. Ja. Schon wieder Urlaub. Ja, schon wieder Bahn. Mitte November geht der Spanischkurs einer Freundin in Spanien zu Ende, und ihr Freund fährt mit dem Zug zu ihr, um mit ihr die Fähre von Cádiz auf die Kanaren zu nehmen. Natürlich habe ich auf die Frage, ob ich ihn hinbegleiten will, nicht lange gezögert. Die Hinfahrt ist gebucht, bei der Rückfahrt bin ich noch am Zweifeln, was ich mir genau angucken will. Ich habe eine Woche.

    Zu den beiden zweitägigen Meetings davor werde ich je nach Wetterlage Bahn oder Rad fahren (Rad höchstens anteilig), und dann ist da eventuell nochmal ein Treffen in Fulda. Mal sehen, ob ich dahin den richtigen Zug kriege.

    Dann ist da noch ein Umzug von Frankfurt nach Braunschweig, bei dem ich auf jeden Fall in Frankfurt helfe und eventuell nach Braunschweig zum Auspacken fahre, ob in dem Umzugsauto oder separat per Bahn weiß ich noch nicht. Zu guter Letzt, falls das hinhaut, ist noch das Twitter-Bahn-Treffen (#tbt), dessen erste Auflage in Frankfurt stattgefunden hat. Da Leute aus der ganzen Republik kommen, ist das nächste Treffen mal im Norden; an irgendeinem Wochenende wird es also vielleicht nach Hamburg gehen.

    Noch mehr Reisen muss dann aber wirklich nicht sein, glaube ich. Obwohl ich eigentlich vor seiner Einstellung zum Fahrplanwechsel nochmal den Zug zwischen Nürnberg und Prag ausprobieren wollte. Und, solange es noch ein freundliches Bett für mich in Leipzig gibt, die Strecke von Dresden nach Prag. Das könnte man durchaus kombinieren, aber, wie gesagt, langsam reichts. Auch für diesen Eintrag.

  • Ploče

    Original-Post

    Erst die Zusammenfassung: ich war mit Fips für 5 Tage im Balkan unterwegs, wir fuhren Freitag von Frankfurt mit dem EC umsteigefrei über Stuttgart, München, Salzburg, Villach und Ljubljana nach Zagreb, Samstag über Bosanski Novi, Banja Luka und Doboj nach Sarajevo, Sonntag über Mostar nach Ploče und weiter mit dem Bus nach Split, Montag von dort über Oštarije nach Rijeka und zurück nach Zagreb, Dienstag dann über Maribor, Graz, Pyhrnbahn, Linz, Passau, Nürnberg und Würzburg nach Hause. Und es war super.

    Angefangen hatte alles mit diesem Tweet. Beziehungsweise mit einem Dia-Vortrag, den ich am Tag vorher gesehen hatte: Ich würde mal nach Ploče mit dem Zug müssen.

    Die Fahrt nach Zagreb war nicht viel anders als die Fahrten im Januar und Juli 2011 — wirklich schön, aber eben schon bekannt. Neu war dann die Fahrt nach Bosnien-Herzegowina. Die fing flott an — mit 120 km/h — wurde dann aber schnell langsam. Lokwechsel an der Staatsgrenze und dann nochmal an der Grenze zwischen der Republik Srpska und der Föderation Bosnien und Herzegowina helfen der Reisegeschwindigkeit ebensowenig wie die ständigen Langsamfahrstellen mit 40, 20 oder gar 10 km/h und das Abbremsen auf 20 km/h bei jeder Ein- und Ausfahrt in einen Bahnhof. Die Strecke zieht sich.

    Wirklich in Erinnerung bleibt aber wohl die Zerstörung. Schützenbunker an den Strecken hatten wir zwar auch in Serbien gesehen, aber hier waren sie auch modern, aus Beton, hier sind mir viel mehr Minen-Warn-Schilder entlang der Strecke aufgefallen, hier habe ich viel mehr Häuser mit sichtbaren Einschusslöchern und auch nach 17 Jahren noch zerschossene Rollläden (die noch benutzt werden!) gesehen.

    Und dann war da noch der Fußball. Der Schaffner kam irgendwann zu uns und machte uns mit Hand, Fuß und Fips‘ Bulgarischkenntnissen klar, dass am nächsten Bahnhof — Banja Luka — die letzten beiden Wagen für Fußballfans reserviert seien und wir doch daher bitte in den ersten gehen sollten. Kurz nachdem sich mein Begleiter gefreut hatte, dass die ganzen Fans auch ohne Polizeiaufgebot reisen können (was in Deutschland nicht möglich ist), stiegen am nächsten Bahnhof einige Dutzend Polizisten mit Schutzschild und Kampfmontur ein. Die kontrollierten sehr gründlich, wer mit dem Zug fährt, schrieben Personalien auf, und fragten genau nach, warum die Leute Zug fahren, wo sie hin wollen und so weiter. Nur die deutschen Touristen (also wir) wurden nicht behelligt. Ja, klar, dafür gibt es gute Argumente, aber irgendwie fand ich das trotzdem komisch.

    Als die Fans in Zenica ausgestiegen waren (soweit ich das nachvollziehen kann, ist das Spiel 1:1 ausgegangen), kam ein alter Mann zu uns, der seine zweieinhalb Brocken Deutsch benutzen wollte, um mit uns zu reden. Das ging größtenteils erstaunlich gut, und so zeigte er irgendwann auf die Autobahn mit der Mautstation und sagte „Deutschland: Krieg, zwanzig Jahre, Kapitalisten. Bosnien: Krieg, ein Jahr, Kapitalisten“. Wir haben uns gut verstanden.

    Leider war es in Sarajevo regnerisch und dunkel, und wir mussten auch schon früh wieder fahren, aber was wir von der Stadt gesehen haben, hat uns sehr gut gefallen. So fuhren wir dann am nächsten morgen um fünf nach sieben in ehemaligen schwedischen Wagen gen Adria. Über den Iwan-Pass, der ja der Auslöser für alles war. Und es ist einfach atemberaubend, dort entlang zu fahren. Die anschließende Strecke ist auch schön und sehenswert, sodass sich die Fahrt wirklich lohnt. Wahnsinn. Die Busfahrt an der Adria entlang bis Split war zwar eine Busfahrt und daher per sé nicht so toll wie eine Bahnfahrt (nicht mal aufs Klo kann man während der Fahrt gehen), aber dennoch nicht arm an tollen Blicken. Vielleicht gibt’s ja irgendwann mal eine Konferenz dort.

    Dann kam Split. Die Innenstadt mit verschachtelten und sogar zum Laufen fast zu engen, Marmor-gepflasterten Gassen wäre, genauso wie Sarajevo, noch einen Tag mehr Zeit Wert gewesen, wenn wir sie denn gehabt hätten. So ging es wieder am morgen weiter, in einem erste-Klasse-Wagen Richtung Zagreb, aber nur bis Oštarije, wo der Anschlusszug von Zagreb nach Rijeka (5 Minuten Umsteigezeit) eine Viertelstunde auf unseren total verspäteten Zug gewartet hatte. Den Übergang der Landschaft von mediteranem Bewuchs zu voralpiner Vegetation konnten wir auf allen drei Fahrten — von Split, nach und von Rijeka — sehr schön erleben. Das Highlight dieses Tages war aber der erste Blick auf die Adria in Richtung Rijeka und der anschließende 20 Kilometer lange Abstieg über 700 Höhenmeter mit konstantem Blick auf die Häfen der Stadt. Dass wir in Rijeka dann nur etwa eine Stunde Aufenthalt hatten, war zwar schade, aber dann durchaus verkraftbar.

    Für die Rückfahrt hatten wir uns bewusst gegen die direkte Verbindung entschieden, um auch mal einen anderen Weg durch die Alpen kennenzulernen. Zwischen Graz und Selzthal sind wir mit einem deutschen Zug (der nach Saarbrücken unterwegs war) gefahren, von dort gab es Schienenersatzverkehr mit einem Bus bis Hinterstoder, wovon wir zum Glück schon vorher per Twitter Wind bekommen haben, denn die Beschilderung im Bahnhof und die Auskunft des Zugbegleiters im Zug dahin waren eher schlecht. Sei’s drum, der Bus hat ohne Halt und mit konstant 100 km/h auf der Autobahn (kürzer als die Bahnstrecke) die Fahrzeit des Zuges grade so einhalten können, und wir kamen pünktlich in Linz an, wo wir uns mit einem Triebfahrzeugführer und einem Fahrdienstleiter getroffen hatten, die uns eine spezielle Rundtour durch den Bahnhof Linz gaben. Schließlich hatten wir im ICE noch den Logenplatz ganz vorne hinterm Fahrer, und ab Passau war die Glasscheibe auch durchsichtig und wir konnten die Strecke beobachten und natürlich bei Einfahrt in Frankfurt Hauptbahnhof die Skyline in der Nacht sehen.

    Das nächste Mal dann mit mehr Zeit in Sarajevo, Split, Rijeka…

  • At night a candle’s brighter than the sun

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    Ich mag ja wirklich gerne Musik. Und bin ein riesiger Sting-Fan. Das nur mal so am Anfang.

    Letzte Woche war ich auf der letzten Konferenz für dieses Jahr, nach nur etwas mehr als einer Woche daheim ging es mit dem Flugzeug nach Ηράκλειο (Iraklio) auf Κρήτη und von dort aus mit dem Taxi nach Λιμένας Χερσονήσου (Chersonisos), wo die FAIRness 2012 stattfand, die junge Wissenschaftler, die sich mit FAIR-relevanter Physik beschäftigen, zusammenbringen sollte. Das Zielhotel hatte einen schönen Strand und war all-inclusive, und der Workshop hatte lange Mittagspausen (man muss ja auch das ganze neue setzen lassen und in entspannter Atmosphäre weiterdiskutieren können!).

    Nun war das Wetter schön, die Wellen meistens auch sehr planschfreundlich hoch (diejenigen, die lieber schwimmen wollten, hatten an anderen Tagen Spaß als ich), und das bessere Kissen nach der ersten Nacht dann im Schrank entdeckt. Doch dann sitzt man an draußen in der kühlen Abendluft, probiert mehrere Cocktails aus und kommt zu dem Schluss, dass in keinem von denen Alkohol enthalten ist. Dafür aber ganz viel Saft, der absolut künstlich schmeckt (Ich sollte anmerken, dass ich wegen meiner Anisabneigung nichts auf Ouzobasis probiert habe. Es gab wohl erträgliche Drinks, wenn man diese Einschränkung wegfallen hat lassen). Was macht der gute Deutsche da (nein, nicht beschweren)? Genau — Bier trinken. Das war wenigstens recht gut. Mittags ging es immer, abends meistens in das selbe Restaurant wie beim Frühstück, mit großem Buffet und schlechtem Salat. Zur Untermalung des Essens gab es dort ein wenig Hintergrund-Musik, und die eine CD, die die hatten, begann mit „Englishman in New York“ von Sting. Und die lief bei jeder Mahlzeit. Jeden Tag. Ohne Shuffle, immer gleiche Reihenfolge. Und so habe ich die Zeile „at night a candle’s brighter than the sun“ etwa eine Milliarde mal gehört diese Woche. Und da ich das Lied so mag, hatte ich jedes Mal einen Ohrwurm davon. Mann, bin ich froh, dass ich nicht bei sowas arbeite!

    Auch froh bin ich, dass ich nicht in Griechenland oder Spanien lebe. Meine Meinung zur Krise ist ja eher, dass die deutsche Politik des Lohndumpings in den letzten Jahren unseren wirtschaftlichen Erfolg auf Kosten der südeuropäischen Länder möglich gemacht hat, und dass unser Konzept zur Krisenbewältigung — Schuldenmachen bis zum geht nicht mehr — das absolut richtige ist. Die Ansicht, anderen Ländern verbieten zu wollen, Schulden zu machen, halte ich deshalb für einen Schritt in die falsche Richtung — das wird, glaube ich, die Länder immer weiter in die Krise reintreiben.

    Soviel zu meiner Meinung über die Krise. Eine der tollsten Dinge an der Forschung finde ich, dass hier so viele Leute aus so vielen unterschiedlichen Ländern zusammen kommen. Der eine Italiener, den ich auch mittlerweile schon ewig kenne, erzählte von (seiner Sicht auf) dem italienischen Ansatz Montis: Er gehe nach Berlin (nicht Brüssel, Berlin. Teil meines Problems. Aber egal:) und sagt „ja, wir können machen, was ihr sagt, kein Problem, aber dann ist in zwei Wochen Berlusconi wieder da“. Eine ernstergemeinte Diskussion hatte ich mit einer Spanierin. Dabei waren wir uns vollkommen einig: „Wir sind Hauptschuld, nicht die“. Wir waren uns nur nicht darüber einig, wer „Wir“ und wer „Die“ sind. Die Wahrheit liegt natürlich dazwischen — die Spanier haben Mist gebaut, die Griechen haben Mist gebaut, die Deutschen haben Mist gebaut. Und alle haben noch lange nicht damit aufgehört. (Und alle anderen Staaten sind dadurch noch lange nicht ausgenommen.)

    Am Ende habe ich einen leichten Sonnenbrand auf den Schultern, noch etwas Sand in meinen Schuhen, viele schöne Erinnerungen, ein Feuerwerk in Hanau beim Landeanflug auf Frankfurt von oben gesehen (!), kaum Bilder diesmal, und kaum Zeit, bevor die nächste Tour losgeht, dann aber wirklich als Urlaub; Freitag geht’s auf den Balkan.

    Oh, und apropos: Der Workshop war super organisiert, und die arme Hauptorganisatorin hat am Ende als einzige ihr Gepäck verloren. Das hat echt nichts mehr mit FAIRness zu tun.

  • The Big Wahoonie

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    Ich war ja letztes Jahr schonmal in Manhattan, jenen 59km², über die so viel geschrieben, gesungen, gesagt und gedichtet wurde, und die man trotzdem selbst erlebt haben muss, um einen Eindruck zu bekommen. Diesmal hatte ich nach eineinhalb Tagen Washington nach der Konferenz und dreieinhalb Stunden Zugfahrt noch etwa zweieinhalb Tage Zeit in New York. Mit vier Mann Begleitung, die alle noch nicht im Big Apple waren, richtete ich mich nach deren Wünschen und habe selbst noch viel Neues entdeckt, einiges wiedergesehen, vor allem den (fast) allgegenwärtigen Müllgeruch wiedergerochen und den allgegenwärtigen Lärm gehört.

    In Washington war ich noch einmal bei ein paar (anderen) Monumenten in der Nacht, habe das Nationale Luft- und Raumfahrtmuseum angeguckt (und war nach sechs Stunden völlig platt) und habe festgestellt, dass nach neun Uhr abends an einem Sonntag keine gute Zeit ist, in der Innenstadt noch Gastronomie zu suchen. Washington hat aber noch eines, das erwähnenswert ist: Unendlich viel Fluglärm, sowohl von Flugzeugen als auch von Hubschraubern. Nicht gut. Das Museum aber war atemberaubend cool, und da der Eintritt umsonst ist, empfehle ich allen, lieber zwei halbe Tage reinzugehen statt einen ganzen, um wirklich für alles aufnahmefähig zu sein. Durch die letzten Ausstellungen sind Gunnar und ich nur noch zombieartig durchgelaufen, ohne wirklich viel zu sehen.

    Blick entlang des Federal Triangles (rechts, mit dem Turm des alten Post Office) zum Kongress.
    Blick vom Lincoln Monument zum Washington-Phallus. (©: Gunnar Gräf)
    Sicher nicht das aufregendste Bild, das jemals mit dem Hubble-Teleskop aufgenommen wurde, aber das ist ja auch nur der Prototyp da hinter mir… (©: Gunnar Gräf)

    Gleiches kann einem auch in New York City geschehen, aber da muss man immerhin nur gucken, nicht lesen. Gunnar und Stefans Wünsche (Christoph und Thomas haben langschlafbedingt ihr eigenes Ding gemacht) führten mich auf die (kostenfrei benutzbare) Staten Island Ferry, die an Ellis und Liberty Island vorbeiführt, am Hudson entlang und zum High Line Park, einer alten Hochbahnstrecke, die nach und nach in den letzten sechs Jahren zu einem Naherholungsgebiet mit mal wieder komplett anderem Blick auf die Stadt um/ausgebaut wurde. Und das letzte Stück fehlt noch. Cool wird das vor allem dadurch, dass man nicht am jedem Block stehen bleiben muss, weil die Ampel grade rot wird, wenn man ankommt.

    Amerikanische Oberleitung. Die hängt schnurgerade in der Mitte des Gleises, ich dachte immer, das würde nicht gehen, wegen der Abnutzung der Stromabnehmer!?
    Blick am High Line Park nach Norden.

    Heute, letzter Tag, bin ich nur noch mit Stefan unterwegs, die anderen drei sitzen im Zug zu den Niagara Falls. Im Nationalen Museum für die Ureinwohner haben wir eine nette Ausstellung über den Einfluss der Indianer auf die Popkultur gesehen, und jetzt sitze ich im Bryant Park und warte auf Stefan, der hoffentlich nicht mehr in der Schlange steht (edit: stand er nicht mehr), um vom Empire State Building aus über die Stadt zu gucken (was mir die Gelegenheit gibt, soviel auf meinem Handy zu bloggen). Außer Essen und einem Buchlanden steht dann auch nichts mehr auf den ToDo-Listen, sodass wir gegen 18 Uhr unser Gepäck aus dem Hotel holen und uns auf nach JFK machen, wo der Flieger nach Frankfurt um 21:50 Uhr abfliegen soll.

  • Quark Matter

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    Quarkmaterie. Das ist, wie schon gesagt, der Name des Anlasses meiner USA-Reise. Die großen Beschleuniger, an denen Experimente für unser Feld gemacht werden, stehen in Genf, da wird seit 2010 gemessen, auf Long Island, wo seit 2000 Daten gesammelt werden und wo es momentan viel Überzeugungskraft braucht, Gelder für weitere Jahre von den Politikern zu bekommen, und bei Darmstadt, wo ab 2018 physikalische Fragen beantwortet werden sollen. Daraus erklären sich teilweise die Orte: Annecy nahe Genf letztes Jahr mit den ersten Ergebnissen, Washington bei den Entscheidungsträgern dieses Jahr, Darmstadt in zwei Jahren (der Zyklus ist nominell 1½ Jahre). Und für 2015 wurde Japan ausgedeutet, aber erdbebenbedingt ohne genauen Ort.

    Die Konferenz an sich war für mich anstrengend — man hat kaum eine Minute für sich, die Nächte sind kurz und ich schranze oft nahe an der Reizüberflutung lang. Dafür war das Essen okay (besser als in Frankreich letztes Jahr), die neuen Ergebnisse aus Experiment und Theorie spannend genug, um nicht ständig einzuschlafen, die Organisation bis auf wenige Kleinigkeiten tadellos (im starken Gegensatz zu 2011!) und mein Zimmernachbar sehr angenehm (genau wie 2011, war ja derselbe).

    Am ersten Tag, als die großen Übersichtstalks liefen, fand ich bei Twitter einen Wissenschaftsjournalisten, der aus dem Saal livetwitterte. In der Kaffeepause haben wir uns getroffen und unterhalten; sehr erhellende Einsichten von einem Außenseiter auf unser Feld (er ist Gravitationsphysiker). Es gab zwei Abendvorträge, einen über Energie und woher wir sie kriegen (den ich schonmal in Frankfurt gesehen habe und den ich trotzdem gut fand), und die richtige After-Dinner-Speech nach dem Gala-Dinner vom schlechten Astronomen Phil Plait der unter dem Titel Death from the Skies über Asteroiden, Kometen, grotten- und nicht ganz so schlechte Hollywoodfilme, Sonnenwinde und andere Möglichkeiten, wie das Leben auf der Erde durch kosmische Einflüsse beeinträchtigt werden könnte, berichtete. Das war die beste After-Dinner-Speech, die ich bei einer QuarkMatter je erlebt habe, und immerhin muss die sich dem Bericht über die Pathfinder-Mission vor zwei Jahren in Tennessee messen.

    Und natürlich trifft man Leute, und zwar zu Hauf. Alte Weggefährten aus Frankfurt, aus Bergen, Leute, die doch keine Weggefährten wurden wie die aus Montreal, Konferenzbekannschaften, die man immer wieder gerne trifft.

    Alles in Allem eine schöne Konferenz, die auch die Unmengen (per Atmosfair abbezahlten) Mengen CO2, die der Flug über den großen Teich verursacht hat, lohnenswert erscheinen lassen. Und ob ich, sechs Wochen vor dem Ende meines Vertrages, die Reise zur nächsten Quark Matter werde bezahlen lassen können, daran besteht nicht wirklich ein Zweifel.

    (Disclaimer: Mein Arbeitgeber hat die Aufgabe, die neue Anlage in Darmstadt vorzubereiten und zu promoten.)

  • Bezirk von Kolumbia

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    District of Columbia. Washington also; da bin ich grade. Die nächste QuarkMatter-Konferenz, nach der in Annecy letztes Jahr und Knoxville, TN vor drei Jahren. Heute ist Halbzeit der sechstägigen Konferenz, und den freien Nachmittag habe ich genutzt, um auf eigene Faust die Stadt anzugucken.

    Was wird mir wahrscheinlich hiervon im Gedächtnis bleiben? Ich glaube, drei Dinge: Vor allem die ständigen Temperaturunterschiede. In geschlossenen Gebäuden ist es kühl, aber selten angenehm, eher wirklich kalt, und draußen schwitzt man sich fast zu Tode. Der Übergang ist jedes Mal abrupt und sehr, sehr unangenehm. Zweitens die Metro, aber nicht, weil sie hier besonders aufregend wäre, eher wegen dem Gegenteil: die Züge sind hässlich und alle (unterirdischen) Stationen sehen gleich aus. Und nichtmal schön, vor allem dunkel. Aber das ist wohl gewollt, sonst könnte man einfach die Wände weiß streichen, das würde schon so viel ausmachen…

    Typische Metrostation in Washington, DC. Die einzige Variation ist manchmal, dass es einen Mittelbahnsteig gibt, und dass die Abgänge manchmal woanders sind. Kreuzungsbahnhöfe sind einfach zwei solche Stationen rechtwinklig aufeinandergesetzt, eine davon mit etwas höherer Decke.

    Das dritte sind die Monumente. Ich halte zwar nicht unbedingt viel von Prachtbauten, aber beeindruckend sind die ganzen Teile schon. Dank der Anregung von einem Freund sind wir am ersten abend (naja, dem zweiten, der erste war nur Ankommen und Ins-Bett-fallen) bei Nacht zu einer Tour an die großen Denkmäler aufgebrochen, und auch wenn es ökologischer und klimatologischer Frevel ist, soviel Licht in den Himmel zu blasen, erzeugt der Teil der Lichtes, der auf den Obelisk und die anderen Prunkbauten fällt, wirklich eine schöne Stimmung. Auch tagsüber, das habe ich dann eben heute bemerkt, sind die Bauten eindrucksvoll. Leider ist die Washington Mall, also der Bereich zwischen Kongress und Lincoln Memorial, wie auch viele andere Stellen in der Stadt, momentan Baustelle, was der Fotogenität nicht direkt zuträglich ist.

    Das Kapitol. Wesentlich beeindruckender als das Weiße Haus, was ich aber auch nicht direkt klein fand…
    Washington Monument (das große Phallus-Symbol links) und Jefferson Monument (das mit den Säulen und der Kuppel rechts) mit mir im Bild.

    Am Samstag ist die QuarkMatter zu Ende, dann habe ich noch den Sonntag hier, Montag geht es mit dem Zug zurück nach New York, und Mittwoch abend der Flieger nach Europa. Mal sehen, was ich dann noch zu berichten weiß.

  • Deutschlandpass

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    Es ist der 7. August, mein Deutschlandpass ist abgelaufen. Einen Monat All-you-can-Bahnfahr geht zu Ende. Welch gute Gelegenheit, Bilanz zu ziehen, oder? (Wer nein antwortet, sollte nicht weiterlesen. Bin auch nicht beleidigt.)

    13 Touren an 14 Fahrttagen innerhalb von 29 Kalendertagen, davon drei Feierabendtouren, drei Urlaubstage und 8 von 10 Wochenendtagen ausgenutzt. Längere Touren waren durch diverse Samstagstermine in Frankfurt nicht drin. (Update: Zweimal habe ich zusätzliche auch echte Transportbedürfnisse befriedigt, das hätte ich beinahe vergessen. Die Zahlen sind geupdated.)

    Die kürzeste Tour war 98 Kilometer lang, das war die Fahrt nach Schöllkrippen, die kürzeste nicht-Feierabend-Tour 536 km, das war die Geschichte mit dem Lovetrain. Die längste Tour war eine von denen beiden, die ich nicht wie morgens geplant gefahren bin; die Tour über Cuxhaven und Stuttgart war am Ende 1557 Kilometer lang.

    Insgesamt waren es elftausendvierhundertzwölf Kilometer. In Worten: 11412. (Äh. Oder so.) Dafür hätte ich, wenn ich normale Fahrkarten gekauft hätte, 1359 Euro und 10 Cent bezahlen müssen, hätte aber natürlich nicht spontan was anderes machen können, und eben nicht zum Beispiel einfach mal bis Würzburg fahren können, statt schon in Hannover aussteigen müssen. Ein Pendler, der das innerhalb eines Monats (20 Arbeitstage) zurücklegt, müsste einen Pendelweg von etwa 285 Kilometern haben — eine Richtung! Ich glaube nicht, dass es da so viele gibt (aber ein ganzes Jahr lang würde ich das nicht aushalten).

    Ich habe dazu neun viel zu lange Blog-Artikel geschrieben, bei denen ich immernoch nicht alles erzählenswerte geschrieben habe (auch wenn das nicht den Eindruck machte). Da waren zum Beispiel noch die Rehe, die im Allgäu ins Gebüsch gejagt sind, als der Zug vorbeifuhr. Und diese alte Halb-Rassistin im Zug durch Thüringen. Und die beiden Fahrgastbefragungen, in die ich in Nordrhein-Westfalen gekommen bin, bei denen die Befragerinnen etwas verwirrt von meinen Reiseplänen waren. Ich habe interessante Signalkombinationen und eine Stellwerksstörung gesehen. Ich habe lustige Familien und nette Leute getroffen, auch doofe und baue grade eine neue Freundschaft auf.

    Ich habe auch mal einen Zug verpasst. Bei 76 mal Umsteigen habe ich aber gerade mal vier Anschlüsse verpasst, einmal einen Anschluss bekommen, der eigentlich zu kurz war, und dreimal einen Zug bekommen, weil er verspätet war. (Und als Fips dabei war, ging das auch trotz Zugbindung problemlos.) Ich war nie mehr als eine Stunde zu spät, einmal wurden an einer Stelle 12 Minuten rausgeholt, einmal 16. Ich habe viel mehr Wurst gegessen als sonst, weil ein halber Fleischwurstring oder eine Wienerwurst einfach praktisch zu kaufen und mit Brötchen zu essen sind.

    Ich habe daheim viel liegen lassen, und jetzt schreibe ich auch schon wieder seit Stunden an diesem Artikel, obwohl ich doch früh ins Bett wollte. Es ist schon nach Mitternacht. Ich habe mir gegen Ende Notizen gemacht, was ich auf jeden Fall ins Blog schreiben will, in der Hoffnung, dass ich dadurch besser strukturieren kann, was mir glaube ich nicht wirklich gelungen ist.

    Der „Dinge, die ich in dem Artikel über heute nicht vergessen darf“-Zettel von einer meiner Touren. Ich habe dann doch nicht alles davon reingeschrieben.

    Und wenn es auch schon implizit oben steht: Ich habe pro Kilometer einen Preis von 2,6 Cent bezahlt. Alter. Aber das Wichtigste: Ich hatte eine verdammt gute Zeit. (Okay, eigentlich hatte ich vierzehn verdammt gute Zeiten.) Jetzt ist die Zeit allerdings vor allem gut fürs Bett. *Schnirch*

    Disclaimer: Seit es im Kursbuch der Bahn keine Kilometerangaben mehr gibt, ist es schwierig, exakte Entfernungsangaben zu bekommen. Die Angaben hier sind nach bestem Wissen und Gewissen gemacht, aber wahrscheinlich sind sie ein wenig ungenau.

  • Günstigste Verbindung

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    Nach fünf Wochenenden hört mein Deutschland-Pass am Montag, den 6. August aus. Dementsprechend war die Fahrt vom Sonntag meine letzte, und die erste mit (geplanter) Begleitung. Mein Begleitservice bei der Fahrt über Höllental- und Murgtalbahn in die Pfalz und nach Saarbrücken war Fips, der sich zwei Supersparpreisfahrkarten besorgt hatte, eine bis Freudenstadt über Seebrugg und Rottweil, und eine von Freudenstadt über Primasens Nord und Saarbrücken. Beide Fahrkarten beinhalteten einen Abschnitt, den man in beide Richtungen befährt, und nach meinen schlechten Erfahrungen im Mai war ich skeptisch, ob das so funktioniert, also fragte er bei der Bahn nach und bekam eine positive Antwort. Ob man der würde trauen können?

    Beim Wiederaufstieg nach Titisee auf der Dreiseenbahn war also die erste Gelegenheit, die Gültigkeit der Fahrkarte auf die Probe zu stellen. Am Ende hat es geklappt, wenn auch die Prüfung der Fahrkarte durchaus länger als typischerweise gedauert hat.

    Am Schluchsee in Seebrugg. In diesem Schwarzwaldsee haben Leute gebadet, bibber! (© CC-BY-SA 4.0: Fips Schneider)
    In Titisee stand ein Dampfsonderzug bereit, als wir umstiegen, aber leider ein klein wenig blöd hinter den Bäumen. Naja, war ja nur ’ne Dampflok.

    Bis Neustadt(Schwarzwald) waren wir drei Mal in einen Doppelstockzug umgestiegen, und nun ging es von einer 218 geschoben in drei Silberlingen über die Wasserscheide zwischen Nordsee und Schwarzem Meer bis Rottweil, von dort in einem 425 nach Eutingen im Gäu und weiter mit einem anderen 425 nach Freudenstadt.

    Von dort aus geht es dann mit der Straßenbahn auf EBO-Gleisen zwei Stunden lang bis Karlsruhe, durch das wahnsinnig schöne Murgtal. Wir saßen ganz vorne und hatten einen Wahnsinnsblick auf Strecke und Landschaft, bevor es dann von Karlsruhe aus mit noch zweimal umsteigen durch den Pfälzerwald (vorbei an so Orten wie Einöd) nach Saarbrücken ging.

    Die Zugbegleiterinnen waren allesamt verwirrt von Fips‘ Fahrkarte, und eine fragte ungläubig, ob das denn die direkteste Verbindung von Freudenstadt nach Frankfurt sei. Zu unschlagfertig antworteten wir nicht „Wieso, ist es das nicht? Wir kennen uns doch nicht aus! Ist das jetzt etwa ein Umweg?“, aber das wäre mit Sicherheit lustig gewesen. Nein, wir fahren doch absichtlich in der Gegend rum, antworteten wir statt dessen, und ernteten dafür nicht nur ein Stirnrunzeln.

    Weil der eine ICE von Paris „täglich außer 5. Aug“ fährt und leider 5. August war, war die Rückfahrt mit dem Regionalverkehr über Kaiserslautern (40 Minuten Umsteigezeit wurden für einen Döner und zwei Bier genutzt) und Bad Münster am Stein nach Mainz, von dort mit einem InterCity nach Frankfurt. Auf der Etappe nach Mainz quietschte es auf einmal von der jungen Frau schräg hinter uns, und nachdem wir sichergegangen sind, dass das ein telefongesprächbedingter Freudenausbruch war und kein Angstschrei oder ähnliches, kamen wir ins Gespräch und stießen mit ihr auf ihren neuen Studienplatz in Mannheim nach drei Jahren Wartezeit an. Sie musste nach Mainz, und so trennten sich unsere Wege.

    Die 15 Minuten planmäßige Wartezeit in Mainz verkürzten sich dann, weil unser Zug 60 Minuten verspätet war und ein anderer InterCity mit 10 Minuten Verspätung kurz vorm Abfahren, und während Fips beim Zugbegleiter die Erlaubnis verhandelte, aufgrund der Verspätung die Zugbindung ignorieren zu können, stellte ich fest, dass der Wagen direkt an der Treppe, über die wir kamen, mal wieder ein ehemaliger erste-Klasse-Wagen ist. Diesmal war es ein einfach nur umgezeichneter, nicht umgebauter Abteilwagen, bei dem man die gegenüberliegenden Sitze nur mit dem Fernglas sehen kann. Um uns zu unterhalten, mussten wir Megaphone benutzen, aber das war es alle Mal wert — schöner Abschluss meiner Reisen! (Die vorherigen Sätze können Spuren von Übertreibungen enthalten.)

    Den gesteigerten Komfort im erste-Klasse-Wagen habe ich am Abend wirklich genossen. (© CC-BY-SA 4.0: Fips Schneider)

    Im leichten Nieselregen daheim angekommen, kurz bevor es anfing, sehr stark zu regnen und zu winden, war ich dann nochmal doppelt glücklich, dass wir den früheren IC haben nehmen können.

    Jetzt ist also das mit dem Deutschland-Pass vorbei, aber mit Reisen geht es trotzdem bald weiter, weil ich am Samstag auf eine Konferenz in Washington, D.C. in den Vereinigten Staaten fliege. Dabei gibt’s auch noch Zugfahren, aber das kann ich dann ja berichten. Bevor ich dahin komme, hoffe ich, dass ich nochmal Kilometer zusammenzählen kann und berichten kann, wieviel ich unterwegs war, und vielleicht kann ich auch nochmal ausschlafen irgendwann. Uff.