Ungeplanter Umweg zu den Silberlingen

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Es gibt so Tage, da läuft es einfach. Alles. So ein Tag war Samstag. Nach dem ich von einer Geburtstagsparty am Donnerstag erst Freitag morgen um 7 Uhr heimkam und um halb elf ein Meeting mit meiner Chefin hatte, war ich mir überhaupt nicht sicher, ob ich nicht die Samstagstour auslassen solle und statt dessen ausschlafen und mich auf die Sonntagstour, auf der sich Begleitung angekündigt hat, vorbereiten soll. Oder vielleicht würde ich nicht schon um 5:55 Uhr fahren, sondern später und dann halt irgendwas anderes als HamburgCuxhavenBremen→Frankfurt. Wie gut, dass ich dann am Samstag morgen doch recht fit war und aufgestanden bin.

Im ICE nach Hamburg saß ich mich in ein Abteil, in dem ein Polizist bis Fulda schlief (dort stieg er aus), und dann ging es los. Mit den drei jugendlichen Mädels (16, 18 und 18) auf dem Weg in den einwöchigen Urlaub auf Usedom komme ich ins Gespräch, in Hannover steigen sie aus und ein Ehepaar mit seinen Enkeln, Ronja 9 und Alex 11, ein, die auf dem Weg nach Kiel sind, steigen ein. Von Kiel aus fahren die vier mit der Fähre nach Oslo und wieder zurück, als Wochenendferienausflug. Eine Norwegentour ist natürlich immer ein guter Gesprächsstarter bei mir, und dass die Kleine ständig Fotos machen wollte, auf denen ich zufälligerweise auch drauf bin, und mir groß und breit alles von ihrer Familie erzählt hat, war zumindest amüsant.

Weiter mit dem Metronom nach Cuxhaven fragte dann eine alte Frau die Zugbegleiterin, wann denn Stade käme, und da der Metronom momentan öfter hält als gewöhnlich, hatte ich die Antwort schneller als die Zub, und ich versprach, die Frau rechtzeitig hinzuweisen, dass sie aussteigen muss (das tat ich dann auch). Gute Tat Für Den Tag: Erledigt. (Und das Karma schlägt manchmal wirklich schnell zurück, diesmal waren es etwa dreieinhalb Stunden*.)

Metronom mit Diesel in Cuxhaven. Das war das eigentliche Ziel an dem Tag. Auf der Fahrt von Hamburg hat’s geschüttet, aber hier ist es nur noch unten nass.

Auf der Rückfahrt (über Bremen) hatte ich dann erst das Vergnügen eines Kegelclubs, sechs Frauen, die ihre Männer weiter hinten im Zug deponiert hatten, aber zum Glück nicht komplett klischeehaft aufgetreten sind. Sie waren unterwegs nach Bremerhaven, um von dort ein Schiff nach Bremen zu nehmen, und am Abend waren sie schon wieder daheim. Die anschließende Regio-S-Bahn nach Bremen war dann zwar 15 Minuten verspätet, aber ich konnte für meine Mitbewohnerin Osterholz-Scharnbeck grüßen und sah meinen 45-Minuten-Anschluss in Bremen nie gefährdet. Aber da ging’s ja erst richtig los.

Der Plan war, mit einem ICE nach Hannover zu fahren, und dort in einen ICE nach Frankfurt umzusteigen. Ich hätte auch in Göttingen oder Kassel (nicht Fulda!) in den selben ICE umsteigen können, aber in Hannover ist die Wahrscheinlichkeit, einen Sitzplatz zu bekommen, wohl am größten. Als ich einsteigen will, tippt mir was auf die Schulter und weist mich darauf hin, dass in den Zug der Einstieg noch nicht erlaubt ist, weil noch gereinigt werden müsse. Das war mir zwar im Hinterkopf, aber ich wollte mich mal blöd stellen und mich auf die Ansage verlassen (die gesagt hatte, dass der Zug nach München jetzt einfahre). Dem Auf-die-Schulter-tippen folgt ein Gespräch, bei dem ich erst nicht dazu komme, zwischen Bremen und Hannover irgendwas draußen zu sehen, dann entscheide ich mich, bis Kassel weiterzureden, dann sehe ich einen Anschluss, den ich in Fulda kriegen kann, dann sehe ich den Anschluss in Würzburg… Würzburg bin ich dann aber wirklich ausgestiegen. Dort gibt es dann Anschluss zu einem RegionalExpress über Lauda nach Stuttgart, ach, nehm ich den doch. Eine Stellwerksstörung mit dunklen Signalen konnte ich erleben (hat 7 Minuten gekostet), und ich war am Ende um 23:05 in Frankfurt statt um 19 Uhr, aber selten hat sich ein Umweg für mich mehr gelohnt, und das nicht nur wegen der schönen Fahrt zum Neckar.

Stellwerksstörung in Osterburken: Das letzte Blocksignal vor der Störung wurde noch mit Auftrag Zs1 überfahren, das Einfahrtsignal Osterburken (und auch alle Ausfahrtsignale und die Blocksignale dahinter) waren komplett dunkel.

Stuttgart brachte mir mal wieder eine planmäßige Umsteigezeit von 58 Minuten. Stuttgart, ey. Aber das habe ich auch noch verkraftet.

Oh, zum Titel: Der Zug von Würzburg nach Stuttgart bestand aus von einer 143 gezogenen Silberlingen, und mir ist aufgefallen, dass ich in den ganzen Deutschland-Pass-Touren noch kein einziges Mal mit diesen Wagen gefahren bin, die immerhin vor nicht all zu langer Zeit das Rückgrat des Nahverkehrs in (West-)Deutschland bildeten.

*: Nein, ich glaube jetzt nicht auf einmal an Karma oder Vorsehung oder sonst was. Meine Erfahrung ist nämlich eher, dass das Karma gerade nicht zurückschlägt, egal in welche Richtung. Aber ich habe am Samstag was nettes getan und mir ist kurz danach was nettes passiert. So. Und jetzt lest weiter, um herauszufinden, was.


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Eine Antwort zu „Ungeplanter Umweg zu den Silberlingen“

  1. […] 536 km, das war die Geschichte mit dem Lovetrain. Die längste Tour war eine von denen beiden, die ich nicht wie morgens geplant gefahren bin; die Tour über Cuxhaven und Stuttgart war am Ende […]