Diebischer Fluss am langen Bahnsteig

Original-Posts

Und mal wieder unterwegs gewesen. Das war aber die letzte Deutschlandpass-Tour an einem Werktag gewesen, jetzt kommt nur noch das nächste Wochenende. Dienstag ging’s zunächst von Würzburg durch den Thüringer Wald nach Erfurt, dann über die Saale zur Weißen Elster und schließlich quer durch Thüringen ins Leinetal und nach Göttingen. (An- und Abfahrt war dann mit ICEs.)

Der Zug nach Erfurt war mit einem Zug nach Bad Kissingen verbunden, und die Zugbegleiterin fragte jeden Fahrgast einzeln, wo er denn hinmöchte, um sicher zu gehen, dass auch jeder im richtigen Zugteil sitzt. Das fand ich sehr zuvorkommend. Die Fahrt durch den Thüringer Wald war sehr schön, und ich habe bei Ein- und Ausfahrt aus Erfurt (ich bin von Arnstadt bis dort in beide Richtungen gefahren) mir mal die Baustellen der SFS Nürnberg-Erfurt genau angeguckt. Von Erfurt ging es dann landschaftlich nett, aber wenig spektakulär weiter nach Saalfeld, und von dort an gefühlt 5 Güterbahnhöfen pro Kilometer (was ich gut finde!) weiter nach Gera.

Erfurt Hauptbahnhof mit Straßenbahn. Aus irgendwelchen Gründen, die sich mir nicht erschließen, dürfen Radfahrer nicht durch diese Unterführung fahren, nichtmal auf den Gleisen.
Bahnhofshalle Gera. Diese Art von Bahnhof — eine mittlere Bogenhalle — habe ich in der Gegend da jetzt öfters gesehen, aber das hier ist definitiv eine der am besten herausgeputzten.
In Gera kreuzt die Straßenbahn die Bahntrasse beim Hauptbahnhof. Hier fährt ein Zug der Linie 1 in die Station Hauptbahnhof/Theater ein (der Bahnhof in meinem Rücken, das Theater im Bild). Und hübsche Blumen!

All das war aber lange nicht so spektakulär wie der nächste Abschnitt, der entlang der Weißen Elster durch ein sehr, sehr hübsches Tal führt. Das war definitiv eines der absoluten Highlights meiner Bahnfahrten in diesem Jahr gewesen. Da ich nur durchgefahren bin, gibt es leider keine Bilder, aber ich denke, da werde ich nochmal hinfahren, ganz sicher.

Nachdem ich drunter durchgefahren war, ging es dann über die Elster- und dann die Göltzschtalbrücke nach Zwickau, von wo ein umsteigefreier Zug bis Göttingen fährt. Dieser kommt in Gößnitz vorbei, an dessen Bahnsteig ein interessantes Bild hängt, dass ich auf Wikipedia wiedergefunden habe.

Bauarbeiten und eine Gleissperrung brachten uns zwischenzeitlich 15 Minuten Verspätung ein, die bis Göttingen allerdings wieder aufgeholt waren. In Gera wurde der Zug an einen schon bereitstehenden Zug angekuppelt, bevor es weiter ging. Der vordere Triebwagen wurde dann in Erfurt abgekoppelt, und wir fuhren weiter nach Gotha. Dort kam dann die Ansage, dass nur einer der beiden Triebwagen bis Göttingen führe, der erste Triebwagen allerdings verbliebe in Leinefelde. Der scheinbare Wiederspruch löst sich auf, wenn man weiß, dass der in Gera bereitstehende Zug aus zwei Triebwagen bestand. Wusste ich nicht, und daher war ich etwas verunsichert. Aber natürlich fuhr der in Zwickau anfangende Zugteil auch wirklich bis Göttingen durch.

In dem Zug war auch eine Frau (ca. 60 Jahre, schätze ich), die den Schaffner nach ihrem Anschluss in Weimar in einen Zug nach Frankfurt fragte. Sie wollte eigentlich zum Südbahnhof, hatte aber eine Verbindung zum Hauptbahnhof. Ich hatte das erst nicht genau mitbekommen und wollte ihr daher raten, bis Erfurt zu fahren, weil dort auch die ICEs halten (die aber eben nicht am Südbahnhof halten, weshalb meine Idee nichtig war — sie sollte mit einem der wenigen ICEs fahren, die tatsächlich in Weimar halten). So kamen wir ins Gespräch, ich warnte sie vor dem Schienenersatzverkehr vor (sie wollte eigentlich nämlich zum Dornbusch) und suchte am Ende über’s Internet heraus, dass sie mit nur 7 Minuten Umsteigen in Weimar (statt einer Stunde laut Bahn-Schalter) einen InterCity erwischen könnte, der sie am Südbahnhof rauslässt. Sie war begeistert, ich hatte meine Gute Tat Für Den Tag vollbracht und alles war gut. In dem Zug saß ich zweitweise auch noch einer jungen Mutter mit ihrem etwa dreijährigen Sohn gegenüber, der einfach total süß war und mit dem sie einen sehr starken Gegenentwurf zu einer anderen Mutter/Kind-Kombination gebildet hat.

Letzte Geschichte von der Tour: In Göttingen hatte ich zwei Minuten Umsteigezeit zu einem ICE, der direkt nach Frankfurt fuhr, oder 8 Minuten zu einem, bei dem ich in Fulda nochmal umsteigen muss. Ich wetze, nur um den ersten ICE gerade ausfahren zu sehen. Nun gut, der andere. Da kommt die Ansage, dass der wegen Personen im Gleis 40 Minuten verspätet sei. Das brisante dabei: Mein Handy-Akku steht auf 2 % und ich wollte dringend wieder aufladen, wollte aber auch nicht auf die Musik verzichten — ausschalten war also keine Option. Verdammt! Der Soundtrack war sehr passend: I’m in Love with my Car von Queen. Gerade, als ich nach unten gehen wollte, um nach anderen Anschlüssen zu suchen, fuhr dann doch der ICE nach Nürnberg ein! Juchuh: Akku gerettet. Nicht ganz: Mal wieder ein noch nicht renovierter ICE2. Gibt’s da überhaupt Steckdosen? Ich glaub(t)e nicht. Oh nein. Nagut, mal sehen, ob es noch bis Fulda reicht. Später kapiere ich zweierlei: Es gibt mindestens eine Steckdose im ICE2, auch wenn die etwas merkwürdig angebracht und versteckt ist, und der Zug, mit dem ich fuhr, war nur die Hälfte von dem Zug, den ich erwartet hatte, nur die andere Hälfte war verspätet. Diese Information hatte ich bei der Ansage und der Anzeige irgendwie erwartet, aber man kann wohl nicht alles haben.

Nach 16 Stunden 32 Minuten war ich dann wieder am Hauptbahnhof und bin schienenersatzverkehrvermeidend mit der S6 heimgefahren. Uff. Und, ganz ehrlich, langsam bin ich etwas reisemüde.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter: