Zurückblicken ist immer eine gute Idee. Sich selbst in Frage stellen, vergangene Handlungen und Haltungen überprüfen. Wenn man etwa 200 alte Blog-Einträge aus 10 Jahren überträgt, setzt man sich ganz automatisch mit seiner Vergangenheit auseinander.
Vor 10 Jahren habe ich angefangen, Sachen ins Netz zu stellen, um sie zugreifbar zu machen. Das hatte angefangen mit kleinen Programmen, die ich geschrieben hatte, einer Resolution gegen Studiengebühren und anderen Kleinigkeiten, und war Vorbereitung, um eine Möglichkeit zu schaffen, von meinem Auslandsjahr in Norwegen berichten zu können.
Beim Wiederlesen fällt mir dabei auf, wie sehr das Schreiben damals für mich Heimweh-Therapie war, und auch, wie wenig ich eigentlich soziale Kontakte dort gesucht hatte. Bilder hatte ich anfangs nicht in die normalen Artikel eingebunden, nachher aber zusammengeführt. Weil damals Bandbreiten noch nicht so groß waren, habe ich mich auf 5 Bilder pro Artikel beschränkt, und diese auch nur klein.
Danach habe ich das Blog vor allem für Reiseberichte genutzt, und das nur recht selten. 9 Posts in 2008 und 2009 sind dabei rausgekommen, und viele davon gehen „oh übrigens, wollte schon längst mal wieder was posten, aber hier sind wenigstens mal Bilder“. Nachdem ich mit sozialen Medien angefangen hatte, wurde es mehr; und den Bau der Riedbergbahn in Frankfurt habe ich mit recht vielen Bildern begleitet – die 5-Bilder-Regel war Geschichte. Ein paar längere politische Gedanken sind dabei seit dem auch im Blog gelandet.
2012 fing für mich mit einem persönlichen Weglaufen an; das Ende einer Beziehung Ende 2011 hat mich doch letztlich ziemlich runtergezogen, auch wenn ich selbst Schluss gemacht hatte. Ich bin 2012 extrem viel gereist, und am Ende in einer neuen Beziehung angekommen, die mittlerweile über 3 Jahre lang hält.
Die stärkste Motivation, was zu bloggen kommt seit dem von Leseberichten; was ich lese, warum, und wie es mir gefallen hat. Nicht aus Zufall sind die ersten fünf Artikel, die ich im neuen Blog geschrieben habe, alle über Bücher.
In den 10 Jahren bin ich aber auch sechs mal umgezogen, wenn man Norwegen mitzählt; vom letzten Mal habe ich hier noch gar nichts geschrieben: ich wohne mittlerweile in Kassel. Ich habe auch eine Menge gelernt, aber das wird ja wohl jedem so gehen. Ich habe Ansichten verändert. Und ich bin immer wieder mal viel, und dann wieder weniger, Fahrrad gefahren. Das Blog hatte ich angefangen, als ich bei meinem damaligen Fahrrad knapp 6000 km auf dem Tacho stehen hatte, und wie es der Zufall so will, habe ich diese Marke auf meinem neuen Fahrrad gerade auch nur so ein bisschen überschritten. Nachdem ich die letzten zwei Jahre sehr viel gefahren bin, ist das letzte halbe Jahr nicht so ergiebig gewesen; zu lesen, dass es mir schon oft so ging, dass ich länger nicht so viel gefahren bin wie ich eigentlich wollte, war dabei etwas surreal.