Ich fahre gerne mit schnellen Bahnen. Ich komme aus einer Großstadt und bin in eine andere Großstadt gezogen; meine Ziele sind meistens Großstädte. Das ist mein Disclaimer für den folgenden Beitrag.
Neubaustrecken für Schnellfahrten, kurz NBS, diese großen Bauprojekte, die die Bahn immer besonders gerne durchführt und einweiht, sind nämlich für den Großteil meiner Parteigenossen ein rotes Tuch. Für mich eher nicht so. Und genau darüber möchte ich heute schreiben.
Ich meine Strecken mit einer Höchstgeschwindigkeit von mindestens 250 km/h, die komplett andere Verläufe als das Bestandsnetz nehmen, quer durch die Landschaft gehen und dabei viel vorher unberührte Flächen zu zerschneiden und viel Geld kosten – meist sind viele Tunnel und Brücken nötig. Dabei werden häufig bisher angebundene Städte vom schnellen Fernverkehr abgeschnitten. Drei Beispiele davon möchte ich näher betrachten: Koblenz liegt seit 14 Jahren nicht mehr zwischen Frankfurt und Köln, Jena ab Dezember nicht mehr zwischen Nürnberg und Berlin, und vielleicht wird in Zukunft Aschaffenburg nicht mehr zwischen Frankfurt und Würzburg liegen.
Zusammen sind diese Eigenschaften Grund genug für Grüne, den Bau von NBS abzulehnen. Aktuelles Beispiel aus meiner politischen Umgebung ist die sogenannte Mottgers-Spange, mit der eine schnelle Verbindung von Frankfurt nach Fulda und Würzburg geschaffen werden soll – an Aschaffenburg vorbei. NBS sind sowieso schlecht, höre ich dann, man sehe ja an Jena, dass dann „die Region“ vom schnellen Bahnverkehr abgehängt würde. Aschaffenburg brauche doch unbedingt eine stündliche schnelle Verbindung sowohl zur Landeshauptstadt München als auch zum Frankfurter Flughafen. Alle Betrachtungen, wie viel Eigennutz in diesen Argumenten stecken, beiseitelassend, fußt die Kritik auf zwei Argumenten, die ich nicht sofort glaube:
- Wenn es eine schnelle Verbindung zwischen Frankfurt und Würzburg unter Auslassung von Aschaffenburg gäbe, wäre Aschaffenburg nicht mehr adäquat an das deutsche Schienenfernverkehrsnetz angeschlossen
- Punkt eins ist eine logische und unverhinderbare Folge des Baus.
Wie war das anderswo?
Auch heute noch bedienen eineinhalb InterCity pro Stunde und Richtung Koblenz (drei Linien im Zwei-Stunden-Takt: 30: Hamburg-Ruhrgebiet-Stuttgart, 31: Hamburg-Ruhrgebiet-Frankfurt, 32: Dortmund-Stuttgart); zusätzlich halten auch einzelne ICEs, zum Beispiel nach Wien oder Berlin. Das sind alles nicht die allerschnellsten Züge. Diese jedoch haben im langsamen, kurvigen – und malerisch schönen – Rheintal einfach nichts zu suchen. Erst weit von Koblenz entfernt fangen Strecken an, auf denen es sinnvoll ist, über das „Express“ hinten am „ICE“ nachzudenken (und auf die zu fahren von Koblenz aus Sinn macht).
Nun liegen Aschaffenburg und Jena schon vor Bau der jeweiligen neuen Strecken an Verkehrsachsen, die eine wesentlich geringere Bedeutung als der Korridor Rhein/Main – Rhein/Ruhr haben.