Morgen ist Karfreitag. Ostern ist in zweierlei Hinsicht für mich dieses Jahr ein Stichtag: Ich hatte mir einen bestimmten Kilometerstand auf meinem Fahrradtacho vorgenommen, und ich hatte mich dazu entschlossen, in der Fastenzeit kein Fleisch zu essen. (Letzteres lässt sich kurz erklären: Fasching und alle Auswüchse davon sind das letzte „auf-die-Pauke-hauen“ vor der Fastenzeit. Unabhängig von aller Skepsis gegenüber Religion und religiöser Rituale hatte ich an Fasching gefeiert und dabei Spaß gehabt. Dafür auf irgendwas zu verzichten in der Fastenzeit halte ich für fair.)
Nun habe ich selbst mein nach oben korrigiertes Ziel von 11300 km um 100 km übertroffen, und bin nun seit Jahresanfang 518 000 Meter mit dem Fahrrad gefahren. Dabei hat mir natürlich das trockene Wetter geholfen; ich bin dabei vielleicht zweimal in den Regen gekommen. Aber wesentlich entscheidender war der Gewohnheitsfaktor: Nach ungefähr einer Woche dachte ich gar nicht mehr drüber nach, ob ich wieder das Fahrrad aus dem Keller holen will, meine Fahrradhose anziehen soll, das Fahrradhemd — ich habe es einfach gemacht. Und, ja, am Anfang war es eine Überwindung. Mittlerweile wissen sogar die Kassiererinnen im Supermarkt, in dem ich mir jeden morgen auf dem Weg ins Büro zwei kleine Bio-Joghurts kaufe, dass die 70 cent kosten und ich den Kassenzettel will.
Weniger mit Überwindung hatte allerdings diese Fleisch-Sache zu tun. Dachte ich am Anfang. Ich esse seit Jahren nur noch sehr selten Wurst, und praktisch nie als Aufschnitt. Die Sache mit dem Fleisch ist aber bei dem begrenzten Angebot der Mensa, was vegetarische Gerichte angeht, und bei meiner Einstellung zu vielen Gemüsesorten und Dingen wie Schafskäse eher schwierig. Nun hat am Campus eine neue Mensa aufgemacht, bei der es eine Pasta-Bar gibt, und meistens ist die vegetarische Soße auch wirklich lecker (solange keine Olivenstücke drin sind oder es eine „Sahne“-Soße ist).
Trotzdem habe ich es nicht ganz geschafft: Einmal habe ich in einem — sehr leckerem — usbekischem Restaurant nicht „Lazzat, vegetarisch“ sondern nur „Lazzat“ bestellt, und das war mit Fleisch. Einmal habe ich in einem — nicht ganz so leckeren — deutschen Restaurant einen Zwiebelkuchen bestellt, ohne darauf zu achten, ob der mit Speck ist. War er. Und einmal gab’s Rumpsteak. Einfach so. „Wie, und was gibt’s für mich?“ — „Wie, reicht dir eins nicht?“ — *hundeblick* — „Oh nein, du isst ja gar kein Fleisch momentan, das habe ich ja total vergessen!“. Naja, kann ich meiner Mutter ein extra für mich eingekauftes, gebratenes und verdammt lecker riechendes Rumpsteak ausschlagen? (Also, ich weiß, technisch gesehen ist die Antwort „ja“, aber das Steak war ja nun mal schon gebraten.) Ich entschied mich gegen das Prinzip, für eine Ausnahme mit gutem Gewissen und für das Steak.
Weitaus schwieriger empfand ich aber den Rest der Zeit. Apfelweinkneipen haben meistens wenigstens Grie Soß, was zwar im Winter eine schlechte (weil Gewächshaus-) Ökobilanz hat, aber zur Not geht, aber weder Schneegestöber noch Handkäs sind meine Lieblingsessen. Manchmal gibt’s Kässpätzle, da freue ich mich immer. (Und den Zwiebelkuchen, da steht ja oben schon was da.) Dann war da aber noch die Sache mit Fast Food. Ja, manchmal, vor allem am Wochenende, gehe ich irgendwo hin, bestelle mir was Fastfoodmäßiges und esse es. Das ist wahrscheinlich nicht gut für meine Gesundheit, aber ich glaube, ich übertreibe es auch nicht. Aber finde mal FastFood für Vegetarier. Burger-Läden kann man von vornherein vergessen; Salat kann ich mir auch wirklich selbst machen. Brötchen mit Leberkäse oder Frikadellen oder Bratwürste kriegt man zu Hauf, aber wie sieht’s mit Brötchen mit Käse aus? Also, nicht belegte Brötchen mit Butter und Salat und Ei und Tomate und Käse, sondern einfach Brötchen aufschneiden, einen Block Käse rein, gerne auch gegrillten Grillkäse, und ab in den Mund. Schwierig. (Tofu oder sonstiger Fleischersatz sind übrigens ein komplettes No-go für mich.) Pizza gibt es vegetarisch. Nudeln macht mein Italiener auch gut, aber Nudeln habe ich ja schon unter Woche immer in der Mensa. Döner gibt es auch in vegetarisch, aber da kommt wieder mein Schafskäse-Problem auf. Burritos, Best Worscht — dabrauchemergarnetdrübberredde. Selbst Thai ist schwierig, denn die Gerichte, die mir schmecken, kommen unweigerlich mit Fleisch, und die anderen würde ich auch nicht essen, wenn Fleisch dabei wäre.
Jetzt ist die Fastenzeit fast vorbei, und ich freue mich auf eine Bratwurst bei Best Worscht, einen Döner bei Caratas und einen Burrito bei dem Burrito-Laden im Nordwestzentrum (wie auch immer der heißt). Das offizielle Ende der fleischlosen Zeit ist aber ein leckeres Lammsteak bei meinen Eltern. (Update: es ist ein leckeres Etwas vom Lamm, lasse ich mir grade erzählen. Was genau, weiß ich noch gar nicht. Freue mich trotzdem drauf!) Omnomnom.
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2 Antworten zu „Fleischlos“
[…] hatte ich vor drei Jahren bei meinem ersten vegetarischen Experiment noch sehr kategorisch ausgeschlossen, vor zwei Jahren […]
[…] 250 km habe ich nur etwa 55 km geschafft. Letztes Wochenende war außerdem Ostern, und wie schon letztes Jahr habe ich auch dieses Jahr 40 Tage lang versucht, auf Fleisch zu […]