Oben Bleiben!

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Am Montag war ich in Stuttgart, um an einer Protestkundgebung gegen Stuttgart 21 teilzunehmen, ein weiterer Punkt von meiner Todo-Liste. Ich möchte hier nicht lange ausführen, warum ich glaube, dass das Projekt nicht sinnvoll ist und gestoppt werden sollte, bevor zu viel gebaut ist. Aber von dem Protest an sich möchte ich erzählen, bevor morgen wieder der sympathische Endzwanziger, IM Jäger, der große Wallascheck (große Magie zum kleinen Preis), Manfred und die Glocke des Schweigens meine Zeit in Anspruch nehmen.

Die Kundgebung fing um 18 Uhr an, und da ich schon um 4 Uhr da war, konnte ich mich im Schlossgarten (neuerdings scheinbar auch als Park des Himmlischen Friedens bekannt) umsehen, der ja leider vor drei Wochen zum traurigen Mittelpunkt der deutschen Politik wurde. Ich war begeistert von der Kreativität und Vielseitigkeit des Protestes. An allen Bäumen, die abgerissen werden sollen, waren Schilder, Bilder, Karikaturen, Gedichte, Pamphlete, Texte, Teelichter und und und angebracht. Im ganzen Park verteilt sind Leute, die Buttons verkaufen und Informationsmaterial verteilen, die zelten und die den Park tatsächlich aufräumen. Ich habe mir kurzerhand auch einen Müllsack und Handschuhe geben lassen und habe Müll und nicht mehr lesbare Schilder eingesammelt. Bei der Kundgebung waren Vertreter der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg da, die mit drei Traktoren eine Runde durch den Schlosspark drehen wollten. Diese Aktion wurde von der Politik nicht genehmigt und von den anwesenden Polizisten verhindert, was für Unmut gesorgt hat, aber es blieb friedlich. Während der Kundgebung bestätigte sich den Eindruck, den ich schon vorher hatte: Alle demonstrieren mit. Alte, junge, Spießer und Hippies, und alle dazwischen. Von wo ich stand, konnte ich ein Plakat sehen „Gewerkschafter gegen Stuttgart 21“, eines mit „Ingenieure gegen Stuttgart 21“ und eines mit „Unternehmer gegen S21“. Als die Kundgebung fertig war, waren im Stuttgarter Hauptbahnhof die Bahnsteige abgesperrt, sodass der Zugang etwas schwierig war, aber das hat letzten Endes keine unüberwindbaren Probleme gemacht.

Ich würde gerne alle „besten“ Aktionen und Karikaturen, die ich gesehen habe, aufzählen, aber die Auswahl ist extrem schwierig. Daher hier nur ein paar Bilder:

„Danke, dass Sie meinem Gesprächsangebot folgen konnten. Der Südflügel wird Ihnen erstmal nicht abgerissen. Auf das Gesamtfressprojekt kann ich natürlich nicht verzichten.“ Am Bauzaun am Südflügel hängt noch viel mehr: neben allen Möglichen neuen Namen für CDU (zum Beispiel „Christus dachte Unterschiedlich“), und dem Durchstreichen des Cs und des Ds steht da auch: „Niemand beabsichtigt, eine Mauer Milliardengrab zu errichten“.
Hier liegen Politik, Vertrauen, Frieden und viele ihrer Freunde begraben.
Das „Mahnmal“ zu dem Polizeieinsatz vom 30. September 2010.
Das Kundgebungsgelände mit Bühne und am Kran befestigter Beschallungsanlage (links der Mitte). Rechts ist die Zentrale der Protestaktion.

Verwechselungsgefahr! Was war nochmal was?
Die Baden-Würtemberger können ja angeblich alles außer Hochdeutsch. Nun kann man sich drüber streiten, ob sie denn Demokratie, Mathe und Geschichte können, aber für letzteres gibt es am Zaun beim Nordflügel Hilfe. Nicht weit davon hängt ein Besen mit dem Hinweis, Kehren sei die Stärke, also könne man auch um-kehren.
Frei nach Cato: „Des Weiteren bin ich der Meinung, dass der Bahnhof nicht zerstört werden muss“. Auch am Nordzaun.

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Kommentare

3 Antworten zu „Oben Bleiben!“

  1. […] Stuttgart 21 gab es einen „Stresstest“, laut dem ein Bahnhof, der nicht gebaut werden soll (10 Gleise statt […]

  2. […] wie häßlich der (momentane) Stuttgarter Hauptbahnhof ist. Keine Angst, das heißt nicht, dass ich S21 jetzt toll finde, aber ein ästhetischer Einwurf sei auch mir Unästhet bitte […]

  3. […] den letzten IC, aber in Kopfbahnhöfen muss man ja keine Treppen laufen beim Umsteigen (eat this, Stuttgart!) und von den 8 Minuten blieb dann noch eine übrig, die auch gereicht […]