Euro

Vor ein paar Tagen ist ein entfernter Verwandter gestorben. Er war ein alter Saarländer und hat mich einmal sehr positiv überrascht und berührt. Davon möchte ich gerne erzählen.

Ich weiß nicht mehr, worum es in der Diskussion ursprünglich ging, aber irgendwann war sie politisch, und es ging um den Euro, der damals noch nicht lange eingeführt war, wenn überhaupt schon. Er müsse mir mal was erzählen, sagte er. Ich befürchtete nun, dass er mir erklärt, dass „die da oben“ da was total Unsinniges und Nutzloses veranstalten würden, und stellte mich darauf ein.

Er erzählte davon, wie er (oder seine Eltern? Die genauen Details verschwimmen) immer wieder fremdbestimmt „anders“ waren: Deutsch, saarländisch, dann wieder deutsch, französisch, saarländisch, deutsch. Und ständig anderes Geld, ständig nicht mehr Mark, sondern Franken, oder nicht mehr Franken, sondern Mark. „Und jetzt schon wieder neues Geld,“ hörte ich ihn schon sagen.

Aber für ihn bedeutete die neue Währung vor allem, dass es jetzt egal ist, auf welcher Seite der Grenze das Saarland steht. Ob es deutsch ist oder französisch, eigenständig oder unter der Verwaltung eines Staatenbundes: Auf beiden Seiten der Grenze bezahlen die Menschen jetzt mit dem gleichen Geld. Endlich ist wirklich Schluss mit dem hin und her; sollen doch die Franzosen kommen – willkommen wären sie sowieso, und nun würde man sich nicht mal mehr beim Bäcker umstellen müssen.

Ich glaube, er ist der einzige Vertreter seiner Generation, den ich nicht von den Grünen her kenne, der sich mir gegenüber zur Währungsunion positiv geäußert hat. Diese Erinnerung werde ich immer mit mir tragen.


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